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Zwei Mädchen stehen am Fenster und zeichnen ein Symbol auf das Glas. Eine ältere Frau sitzt im Hintergrund.

Episode 70 – Das Fenster im Dorf

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Es war einer dieser ruhigen Nachmittage, an denen das Dorf unter einem leichten Schleier aus Dunst lag. Die Sonne kämpfte sich durch milchige Wolken, und über den schmalen Wegen zwischen den Häusern hing etwas, das sich anfühlte wie Erinnerung.

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Mia und Lea gingen langsam über das Kopfsteinpflaster. Beide trugen ihre Rucksäcke, darin Papier, Stifte, ein kleines Notizbuch und eine Lupe – Dinge, die man eben braucht, wenn man auf Spurensuche ist. Aber heute hatten sie kein Ziel. Sie ließen sich treiben.

„Willst du noch mal zu Frau Meier?“ fragte Lea schließlich.

Mia nickte. „Sie hat beim letzten Mal gesagt, sie hätte noch ein Foto, auf dem das Hotel Seeblick vor dem Umbau zu sehen ist. Vielleicht erkennt man etwas.“

Sie bogen in die schmale Gasse hinter dem alten Marktplatz ein. Das Haus von Frau Meier war eines dieser niedrigen, graugelben Gebäude mit weißen Fensterläden, immer leicht schief, aber nie vernachlässigt. Die Tür war offen, wie immer bei gutem Wetter.

„Kommt rein, Kinder“, rief eine Stimme von drinnen, bevor sie geklopft hatten. „Ich hab euch schon im Fenster gesehen.“

Sie traten ein. Es roch nach frischgebackenem Apfelkuchen und getrocknetem Lavendel. Frau Meier saß in ihrem Sessel, die Füße auf einem kleinen Hocker, die Hände gefaltet im Schoß.

„Ich hab euer Kommen gespürt“, sagte sie, ohne aufzusehen. „Setzt euch.“

Mia und Lea setzten sich auf das Sofa gegenüber. Die Stoffbezüge waren geblümt, der Tisch dazwischen mit einer gehäkelten Decke bedeckt.

„Das Foto?“ fragte Mia vorsichtig.

„Ach ja, das.“ Frau Meier griff in eine Schachtel neben sich. „Aber zuerst will ich euch was zeigen. Etwas, das die meisten übersehen.“

Sie deutete auf das Fenster hinter ihrem Sessel.

„Schaut euch das mal genau an. Nicht hinaus – hinein.“

Mia und Lea traten näher. Das Fenster war alt, mit Holzrahmen, leicht verzogen. Das Glas war nicht ganz klar – gewellt, wie bei alten Scheiben. Und in der linken oberen Ecke, kaum sichtbar im Gegenlicht, war ein kleines Zeichen eingeritzt.

Drei Kreise, ineinander verschlungen.

Lea sog leise die Luft ein. „Das ist…“

„Ich weiß“, sagte Frau Meier. „Ihr habt es gesehen. Auf der Glocke. Auf der Karte. Ich auch.“

„Wer hat das gemacht?“ fragte Mia.

„Meine Großmutter. Sie sagte immer, manche Fenster zeigen mehr als den Garten.“

„Was meinte sie damit?“

Frau Meier lächelte. „Wenn man bei bestimmten Lichtverhältnissen hindurchsieht, erkennt man Dinge. Keine Geister, keine Visionen – Erinnerungen. Bewegungen. Schatten von dem, was war oder sein könnte. Vielleicht von dem, was wichtig ist.“

Die beiden Mädchen standen still. Das Licht brach sich nun anders im Glas, als die Sonne kurz aus den Wolken trat. Und tatsächlich – für einen Moment wirkte es, als würde sich das Spiegelbild des Gartens verändern. Der Weg hinter dem Haus war länger, führte weiter, verlor sich im Nebel.

„Es ist nur das Licht“, murmelte Mia. Aber ihre Stimme war nicht ganz überzeugt.

„Oder es ist das Fenster“, sagte Lea leise.

Frau Meier schob ihnen schließlich das Foto über den Tisch. Es war vergilbt, die Ränder gewellt. Man sah das Hotel – damals noch kleiner, ohne den modernen Anbau. Auf der Terrasse saßen Menschen. Einer von ihnen hielt eine kleine Glocke in der Hand.

„Das müsste 1954 gewesen sein“, sagte Frau Meier. „Ich war ein Mädchen, aber ich erinnere mich. Diese Glocke – sie wurde nie geläutet. Nur einmal. Danach war sie verschwunden.“

„Wohin?“ fragte Mia.

„Niemand weiß es. Manche sagen, sie wurde zurückgegeben. Andere, sie wurde versteckt.“

Lea betrachtete die Fotografie genau. „Kann ich das abfotografieren?“

„Natürlich.“

Sie saßen noch eine Weile dort, tranken Apfelsaft, aßen Kuchen. Frau Meier sprach nicht mehr über das Fenster. Aber Mia und Lea war klar: Sie hatte ihnen mehr gezeigt als ein Stück Glas.

Als sie sich verabschiedeten, sagte sie: „Manchmal reicht es, durch etwas hindurchzusehen, statt nur drauf.“

Auf dem Rückweg sprach niemand. Erst als sie den Platz erreichten, sagte Lea: „Vielleicht ist das Gleichgewicht kein Ort. Vielleicht ist es ein Blickwinkel.“

Mia antwortete nicht. Sie sah über die Dächer des Dorfes hinweg in Richtung See. Und für einen Moment – nur einen winzigen Moment – schien es, als würde dort etwas blinken. Nicht Licht. Eher… Bewegung im Stillstand.

Wie durch ein Fenster.

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