Zurück zu Geschichten aus dem Hotelalltag
Ein Holztisch mit verstreuten Briefen, Dokumenten und einem offenen Buch in einem Raum mit sanftem Licht.

Episode 67 – Die Notiz auf dem Umschlag

Episode 67 – Die Notiz auf dem Umschlag A.F., Anna, Archiv, Brief, Büro, Falkenberg, Finn, Geheimnis, Jonas, Lea, Mia, Ort des Gleichgewichts, Symbol, Umschlag, Vergangenheit
Jetzt nichts mehr rund um den Sankelmaker See und unser Hotel verpassen!

 

Alle bisher veröffentlichen Episoden

Die Herbstsonne stand tief, als Jonas, Mia, Finn und Lea durch die knarzende Tür ins kleine Büro hinter der Rezeption traten. Anna hatte ihnen erlaubt, bei der Suche nach „alten Unterlagen“ zu helfen – allerdings unter der Bedingung, nichts durcheinanderzubringen und ihr jede Entdeckung zu zeigen.

„Sucht nach alten Briefen oder Gästelisten“, hatte sie gesagt. „Vielleicht ist etwas dabei, das euch weiterhilft. Aber seid vorsichtig.“

Der Raum war vollgestellt mit Holzregalen, Schubladenschränken und drei hohen Kartons mit alten Papieren. An der Wand hing ein verblasstes Aquarell des Sees – die Farben waren fast verschwunden. Es roch nach Papier, Staub und einer schwachen Note Lavendel. Vielleicht von Anna.

Lea öffnete eine der Schubladen, blätterte durch Briefe in altmodischer Handschrift. Mia sah sich die Fotos auf dem Schreibtisch an – viele davon zeigten Gäste aus vergangenen Jahrzehnten, lächelnd auf der Terrasse, in der Lobby, am Kamin. Finn war an der Tür geblieben, wo ein kleiner, halbgeöffneter Wandschrank seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

Jonas beugte sich über einen Stapel versiegelter Umschläge, die in einer Kiste mit dem Aufkleber „Archiv – 1980er“ lagen. Die meisten waren leer oder mit Rechnungen versehen, manche mit verblassten Briefmarken. Dann fiel ihm einer auf, der anders war:
Dunkelbeige, dickes Papier. Kein Absender. Nur eine Initiale in der linken oberen Ecke: **„A.F.“**

Er drehte ihn um – unverschlossen. Vorsichtig öffnete er die Lasche.

„Habt ihr was?“ fragte Mia von der anderen Seite des Raums.

„Vielleicht“, antwortete Jonas. „Hier ist ein Brief – oder eher ein Notizzettel. Und… der Umschlag hat A.F. drauf.“

Finn trat näher. „Falkenberg?“

„Sieht so aus.“

Lea kam zu ihnen. Jonas faltete das Papier auseinander. Es war nur eine Zeile:

*„Wenn ihr das lest, sucht nicht nach mir. Sucht nach dem Ort des Gleichgewichts.“*

Mia sprach den Satz halblaut mit. Dann herrschte Stille.

„Das ist kein Zufall“, sagte Finn. „Ort des Gleichgewichts. Das stand auch auf der Karte aus der Akademie.“

„Und auf dem Stein im Arnkielpark“, ergänzte Lea. „Das Symbol – drei Kreise, genau wie auf der Gravur an der Glocke.“

Jonas sah das Papier lange an. „Es ist keine Warnung. Es ist eine Richtung.“

„Aber warum A.F.?“ fragte Mia. „Wenn das wirklich von Falkenberg ist… hat sie – oder er – dann überlebt?“

Lea sah nachdenklich auf den Umschlag. „Oder wusste, dass jemand wie wir irgendwann kommt.“

Finn holte sein Notizbuch aus der Jacke. Er schrieb den Satz auf und daneben:
– Karte
– Glocke
– Stein
– Brief
– Gleichgewicht

„Das ergibt alles langsam ein Muster“, murmelte er. „Es ist wie ein Netzwerk. Die Hinweise sind über das ganze Dorf verstreut.“

„Und unter dem See“, fügte Jonas leise hinzu. „Vergesst das nicht.“

Mia nahm das Papier vorsichtig in die Hand. „Wir sollten Anna fragen. Vielleicht weiß sie, wer A.F. war.“

Jonas schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Wenn wir ihr das zeigen, gibt sie uns vielleicht keine Zeit mehr, selbst zu suchen.“

Lea sah ihn fragend an. „Du traust ihr nicht?“

„Doch. Aber ich glaube, sie will uns schützen. Und manchmal… braucht man Antworten, bevor man geschützt wird.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Büro. Anna trat ein. Sie sah die Kinder, dann den offenen Umschlag in Mias Hand.

„Was habt ihr gefunden?“

Alle schwiegen.

Dann sagte Mia ruhig: „Nur einen alten Brief. Kein Absender.“

Anna sah sie an – lange, prüfend. Dann lächelte sie sanft. „Dann legt ihn bitte zu den anderen. Wenn ihr Fragen habt – stellt sie. Ich bin hier.“

Sie wandte sich wieder zur Tür, zögerte, und sagte über die Schulter: „Nicht alles, was verloren ging, wollte vergessen werden.“

Die Tür schloss sich.

„Das war keine Warnung“, flüsterte Lea.

Jonas nickte. „Das war eine Erlaubnis.“

Sie verließen das Büro mit neuen Fragen – und dem festen Gefühl, dass der Ort, den sie suchten, real war. Vielleicht nicht sichtbar. Vielleicht verborgen. Aber real.

Draußen am Fenster färbte sich der Himmel rot. Und der See – kaum sichtbar hinter den Bäumen – schien in diesem Moment stiller als sonst.

Beitrag teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Zurück zu Geschichten aus dem Hotelalltag

🐳  Einzigartige Produkte  |  😘   Kundenorientierter Service  |  👍  tolle Qualität  |  🫵  günstige Preise  |  🚚   ab 20€ Bestellwert nur 2,49€ Versand  |  🚛   ab 50€ Bestellwert kostenfreier Versand

🐳  Einzigartige Produkte  |  😘   Kundenorientierter Service  |  👍  tolle Qualität  |  🫵  günstige Preise  |  🚚   ab 20€ Bestellwert nur 2,49€ Versand  |  🚛   ab 50€ Bestellwert kostenfreier Versand