Episode 67 – Die Notiz auf dem Umschlag

Alle bisher veröffentlichen Episoden
- Episode 74 – Das Gleichgewicht verschiebt sich
- Episode 73 – Die Karte im Antiquariat
- Episode 72 – Heiko im Kiek In
- Episode 71 – Rückkehr an den Steg
- Episode 70 – Das Fenster im Dorf
- Episode 69 – Die unterbrochene Linie
- Episode 68 – Heiko und das Fenster
- Episode 67 – Die Notiz auf dem Umschlag
- Episode 66 – Jonas hat eine Vermutung
- Episode 65 – Die Geräusche im Flur
- Episode 64 – Stimmen im Flur
- Episode 63 – Der Staub vergangener Jahre
- Episode 62: Das Gleichgewicht
- Episode 61: Das Flüstern im Laub
- Episode 60: Das Zeichen am Ufer
- Die Spur der Falkenbergs
- Die verlorene Verbindung
- Das alte Versprechen
- Der verschwundene Gast
- Das erste Jahr im Seeblick
- Episode 58: Ein neuer Blick auf das Seeblick
- Episode 57: Ein Tag im Seeblick
- Episode 56: Ein stiller Beobachter
- Episode 55: Heiko entdeckt Sankelmark
- Episode 54: Ein leiser Wandel
- Episode 53: Die Ankunft der Familie Lenzen
- Episode 52: Das vergessene Gutshaus
- Episode 51: Die verborgenen Aufzeichnungen
- Episode 50: Verborgene Pfade
- Episode 49: Die Inschrift in der Kirche
- Episode 48: Die Reise nach Oeversee
- Episode 47: Das Echo der Glocke
- Episode 46: Die Glocke aus der Tiefe
- Episode 45: Die Fahrt ins Unbekannte
- Episode 44: Die Spur auf dem See
- Episode 43: Begegnungen in Oeversee
- Episode 42: Der Blick durch das Fernrohr
- Episode 41: Die Spur im Hafen
- Episode 40: Die Karte der Vergangenheit
- Episode 39: Das vergessene Ufer
- Episode 38: Der Kompass des Vergessens
- Episode 37: Der Fund am Morgen
- Episode 36: Die Botschaft aus der Tiefe
- Episode 35: Das Licht im Wasser
- Episode 34: Grenzen und Konsequenzen
- Episode 33: Das Echo des Sees
- Episode 32: Ein Tag in Sankelmark
- Episode 31: Das Geheimnis im Schilf
- Episode 30: Zwischen Alltag und Ungewissheit
- Was bisher geschah - was geschehen wird
- Episode 29: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 28: Das Echo aus der Tiefe
- Jonas und sein Geheimnis
- Episode 27: Ein spannender Alltag im Hotel Seeblick
- Episode 26: Schatten über dem See
- Episode 25: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 24: Die Warnung aus der Tiefe
- Episode 23: Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Zwischenerzählung: Anna und der Ruf des Seeblick
- Episode 22: Das verschwundene Zeichen
- Episode 21: Das Echo der Vergangenheit
- Was bisher geschah: Die Geheimnisse des Sankelmarker Sees
- Episode 20: Die Wächter des Sees
- Episode 19: Das Echo der Glocke
- Episode 18: Der Fremde und die Wahrheit im Nebel
- Episode 17: Das Rätsel der Kristalle
- Episode 16: Ein Rätsel im Dorf
- Episode 15: Ein lebhafter Tag im „Seeblick“
- Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Episode 14: Der verborgene Tunnel
- Episode 13: Verborgene Wahrheiten im Hotel
- Episode 12: Das Tagebuch des Fremden
- Episode 11: Die Spur im Nebel
- Was bisher geschah rund um den Sankelmarker See: Die Reise ins Unbekannte
- Episode 10: Der erste markierte Punkt
- Episode 9: Annas Sorgen und neue Pläne
- Tauche ein in die Geheimnisse des Sankelmarker Sees – per WhatsApp!
- Episode 8: Das verborgene Zimmer
- Episode 7: Die Akademie Sankelmark
- Episode 6: Die Lichter auf dem See
- Episode 5: Die Gravuren im Nebel
- Episode 4: Das verlorene Boot
- Episode 3: Symbole im Arnkielpark
- Episode 2: Das Kiek In und die ersten Geschichten
- Episode 1: Annas Neuanfang
- Das Bullauge der Zeit
Die Herbstsonne stand tief, als Jonas, Mia, Finn und Lea durch die knarzende Tür ins kleine Büro hinter der Rezeption traten. Anna hatte ihnen erlaubt, bei der Suche nach „alten Unterlagen“ zu helfen – allerdings unter der Bedingung, nichts durcheinanderzubringen und ihr jede Entdeckung zu zeigen.
„Sucht nach alten Briefen oder Gästelisten“, hatte sie gesagt. „Vielleicht ist etwas dabei, das euch weiterhilft. Aber seid vorsichtig.“
Der Raum war vollgestellt mit Holzregalen, Schubladenschränken und drei hohen Kartons mit alten Papieren. An der Wand hing ein verblasstes Aquarell des Sees – die Farben waren fast verschwunden. Es roch nach Papier, Staub und einer schwachen Note Lavendel. Vielleicht von Anna.
Lea öffnete eine der Schubladen, blätterte durch Briefe in altmodischer Handschrift. Mia sah sich die Fotos auf dem Schreibtisch an – viele davon zeigten Gäste aus vergangenen Jahrzehnten, lächelnd auf der Terrasse, in der Lobby, am Kamin. Finn war an der Tür geblieben, wo ein kleiner, halbgeöffneter Wandschrank seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Jonas beugte sich über einen Stapel versiegelter Umschläge, die in einer Kiste mit dem Aufkleber „Archiv – 1980er“ lagen. Die meisten waren leer oder mit Rechnungen versehen, manche mit verblassten Briefmarken. Dann fiel ihm einer auf, der anders war:
Dunkelbeige, dickes Papier. Kein Absender. Nur eine Initiale in der linken oberen Ecke: **„A.F.“**
Er drehte ihn um – unverschlossen. Vorsichtig öffnete er die Lasche.
„Habt ihr was?“ fragte Mia von der anderen Seite des Raums.
„Vielleicht“, antwortete Jonas. „Hier ist ein Brief – oder eher ein Notizzettel. Und… der Umschlag hat A.F. drauf.“
Finn trat näher. „Falkenberg?“
„Sieht so aus.“
Lea kam zu ihnen. Jonas faltete das Papier auseinander. Es war nur eine Zeile:
*„Wenn ihr das lest, sucht nicht nach mir. Sucht nach dem Ort des Gleichgewichts.“*
Mia sprach den Satz halblaut mit. Dann herrschte Stille.
„Das ist kein Zufall“, sagte Finn. „Ort des Gleichgewichts. Das stand auch auf der Karte aus der Akademie.“
„Und auf dem Stein im Arnkielpark“, ergänzte Lea. „Das Symbol – drei Kreise, genau wie auf der Gravur an der Glocke.“
Jonas sah das Papier lange an. „Es ist keine Warnung. Es ist eine Richtung.“
„Aber warum A.F.?“ fragte Mia. „Wenn das wirklich von Falkenberg ist… hat sie – oder er – dann überlebt?“
Lea sah nachdenklich auf den Umschlag. „Oder wusste, dass jemand wie wir irgendwann kommt.“
Finn holte sein Notizbuch aus der Jacke. Er schrieb den Satz auf und daneben:
– Karte
– Glocke
– Stein
– Brief
– Gleichgewicht
„Das ergibt alles langsam ein Muster“, murmelte er. „Es ist wie ein Netzwerk. Die Hinweise sind über das ganze Dorf verstreut.“
„Und unter dem See“, fügte Jonas leise hinzu. „Vergesst das nicht.“
Mia nahm das Papier vorsichtig in die Hand. „Wir sollten Anna fragen. Vielleicht weiß sie, wer A.F. war.“
Jonas schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Wenn wir ihr das zeigen, gibt sie uns vielleicht keine Zeit mehr, selbst zu suchen.“
Lea sah ihn fragend an. „Du traust ihr nicht?“
„Doch. Aber ich glaube, sie will uns schützen. Und manchmal… braucht man Antworten, bevor man geschützt wird.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Büro. Anna trat ein. Sie sah die Kinder, dann den offenen Umschlag in Mias Hand.
„Was habt ihr gefunden?“
Alle schwiegen.
Dann sagte Mia ruhig: „Nur einen alten Brief. Kein Absender.“
Anna sah sie an – lange, prüfend. Dann lächelte sie sanft. „Dann legt ihn bitte zu den anderen. Wenn ihr Fragen habt – stellt sie. Ich bin hier.“
Sie wandte sich wieder zur Tür, zögerte, und sagte über die Schulter: „Nicht alles, was verloren ging, wollte vergessen werden.“
Die Tür schloss sich.
„Das war keine Warnung“, flüsterte Lea.
Jonas nickte. „Das war eine Erlaubnis.“
Sie verließen das Büro mit neuen Fragen – und dem festen Gefühl, dass der Ort, den sie suchten, real war. Vielleicht nicht sichtbar. Vielleicht verborgen. Aber real.
Draußen am Fenster färbte sich der Himmel rot. Und der See – kaum sichtbar hinter den Bäumen – schien in diesem Moment stiller als sonst.
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