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Vier Kinder stehen in einem Wald mit herbstlichem Laub, um einen zentralen Punkt auf dem Boden.

Episode 78 – Das Flüstern im Laub

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Der Wald war still an diesem Nachmittag. Nicht leer – nur in sich gekehrt. Die Äste standen wie Gedanken in der Luft, das Laub lag dicht und weich auf dem Boden. Über allem schwebte ein Licht, das golden durch die Bäume fiel, als hätte der Herbst beschlossen, noch einmal zu atmen, bevor der Winter kam.

Jonas war der Erste, der den Pfad betrat. Hinter ihm Mia, Finn und Lea, schweigend, aber aufmerksam. Sie hatten keinen genauen Plan, nur eine Richtung – dort entlang, wo sich bei ihrem letzten Ausflug zum Steg eine Linie aus Symbolen ergeben hatte.

Sie bewegten sich langsam. Nicht aus Vorsicht, sondern aus Respekt. Jeder Schritt ließ das Laub rascheln, doch die Geräusche verhallten merkwürdig schnell.

„Es fühlt sich anders an heute“, sagte Mia leise.

„Ja“, stimmte Finn zu. „Als würde der Wald… hören.“

Jonas blieb stehen, kniete sich hin. „Hier. Seht euch das an.“

Zwischen zwei Wurzeln, nur halb sichtbar unter den Blättern, lag ein flacher Stein. Nicht groß, vielleicht handtellergroß. Darauf: ein Symbol, verwittert, aber erkennbar.

„Drei Linien. Und ein Pfeil“, sagte Lea. „Das hatten wir noch nie.“

„Vielleicht… eine Richtung?“ Jonas drehte den Stein, legte ihn so hin, dass der Pfeil nach Norden zeigte.

Sie gingen weiter – ohne es abzusprechen.

Etwa dreißig Meter weiter das nächste Zeichen. Diesmal ein eingeritzter Kreis im Stamm einer Buche. Frisch war er nicht – eher Jahrzehnte alt. Aber die Form war klar.

„Jemand hat hier etwas gelegt“, murmelte Mia. „Einen Pfad. Einen, den man nicht sehen soll.“

„Nur fühlen“, ergänzte Jonas.

Dann hörten sie es. Ein Geräusch, das nicht von ihnen kam. Leicht, kaum wahrnehmbar. Wie Schritte. Doch sie waren allein.

„Da ist niemand“, flüsterte Lea.

„Vielleicht doch“, sagte Finn, „nur nicht wie wir.“

Sie gingen weiter. Das Licht wurde weicher. Der Wald tiefer.

Jonas blieb wieder stehen. Er sah auf den Boden – das Laub lag dort in einer Art Spirale. Nicht natürlich. Als hätte jemand es mit der Hand so gelegt.

„Das ist eine Botschaft“, sagte er. „Oder ein Zeichen.“

Er trat in die Mitte der Spirale. Plötzlich wurde alles still. Kein Wind. Kein Vogel. Kein Rascheln.

Dann – ein Flüstern.

Nicht laut. Nicht deutlich. Aber da.

Er hörte seinen Namen.
„Jonas.“

Er drehte sich nicht um. Stand einfach nur da. Spürte.

Dann war es weg.

Die anderen hatten es nicht gehört. Doch sie spürten die Veränderung.

„Was war das?“ fragte Mia.

„Der Pfad“, sagte Jonas leise. „Er ist nicht geschlossen.“

Sie setzten sich auf einen umgestürzten Stamm. Keiner sagte etwas.

Nach einer Weile begann Finn, eine Skizze zu zeichnen – die Spirale, die Pfeile, die Position der Steine. Mia trug die Symbole in ihr Notizbuch ein, Lea prüfte mit dem Kompass die Richtung. Jonas saß still, die Augen halb geschlossen.

„Ich glaube“, sagte er schließlich, „wir müssen nichts finden. Wir müssen nur zuhören.“

Als sie aufbrechen wollten, fand Lea unter einem Stapel nassem Laub etwas Hartes.

Eine kleine, flache Metallplatte. Eingelassen in ein Stück Holz.

Darauf stand nur ein Satz:
„Der Pfad ist offen.“

Sie trugen das Stück gemeinsam zurück zum Hotel. Der Wind hatte wieder begonnen zu wehen, leicht, wie zur Bestätigung.

Am Abend erzählten sie Anna davon. Sie lächelte nur, sagte: „Der Wald gibt nie alles auf einmal.“

„Was gibt er dann?“ fragte Finn.

„Nur das, was ihr tragen könnt.“


In der Nacht schrieb Jonas einen Satz in sein Notizbuch:

„Nicht alle Wege sind sichtbar. Aber manche sprechen – im Flüstern.“

Und draußen, im Laub, flackerte der Wald.

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