Episode 31: Das Geheimnis im Schilf

Die Nacht hatte sich über den Sankelmarker See gelegt, doch die Luft war ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit. Der Himmel war klar, und der Mond spiegelte sich auf der glatten Wasseroberfläche. Doch trotz der scheinbaren Ruhe lag eine seltsame Spannung in der Luft – eine, die nicht nur die Kinder, sondern auch einige Dorfbewohner spürten.Lukas, Mia, Finn und Lea standen am Ufer, ihre Laternen warfen zitternde Lichtreflexe auf den Boden.
Alle bisher veröffentlichen Episoden
- Episode 60: Das Zeichen am Ufer
- Die Spur der Falkenbergs
- Die verlorene Verbindung
- Das alte Versprechen
- Der verschwundene Gast
- Das erste Jahr im Seeblick
- Episode 58: Ein neuer Blick auf das Seeblick
- Episode 57: Ein Tag im Seeblick
- Episode 56: Ein stiller Beobachter
- Episode 55: Heiko entdeckt Sankelmark
- Episode 54: Ein leiser Wandel
- Episode 53: Die Ankunft der Familie Lenzen
- Episode 52: Das vergessene Gutshaus
- Episode 51: Die verborgenen Aufzeichnungen
- Episode 50: Verborgene Pfade
- Episode 49: Die Inschrift in der Kirche
- Episode 48: Die Reise nach Oeversee
- Episode 47: Das Echo der Glocke
- Episode 46: Die Glocke aus der Tiefe
- Episode 45: Die Fahrt ins Unbekannte
- Episode 44: Die Spur auf dem See
- Episode 43: Begegnungen in Oeversee
- Episode 42: Der Blick durch das Fernrohr
- Episode 41: Die Spur im Hafen
- Episode 40: Die Karte der Vergangenheit
- Episode 39: Das vergessene Ufer
- Episode 38: Der Kompass des Vergessens
- Episode 37: Der Fund am Morgen
- Episode 36: Die Botschaft aus der Tiefe
- Episode 35: Das Licht im Wasser
- Episode 34: Grenzen und Konsequenzen
- Episode 33: Das Echo des Sees
- Episode 32: Ein Tag in Sankelmark
- Episode 31: Das Geheimnis im Schilf
- Episode 30: Zwischen Alltag und Ungewissheit
- Was bisher geschah - was geschehen wird
- Episode 29: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 28: Das Echo aus der Tiefe
- Jonas und sein Geheimnis
- Episode 27: Ein spannender Alltag im Hotel Seeblick
- Episode 26: Schatten über dem See
- Episode 25: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 24: Die Warnung aus der Tiefe
- Episode 23: Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Zwischenerzählung: Anna und der Ruf des Seeblick
- Episode 22: Das verschwundene Zeichen
- Episode 21: Das Echo der Vergangenheit
- Was bisher geschah: Die Geheimnisse des Sankelmarker Sees
- Episode 20: Die Wächter des Sees
- Episode 19: Das Echo der Glocke
- Episode 18: Der Fremde und die Wahrheit im Nebel
- Episode 17: Das Rätsel der Kristalle
- Episode 16: Ein Rätsel im Dorf
- Episode 15: Ein lebhafter Tag im „Seeblick“
- Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Episode 14: Der verborgene Tunnel
- Episode 13: Verborgene Wahrheiten im Hotel
- Episode 12: Das Tagebuch des Fremden
- Episode 11: Die Spur im Nebel
- Was bisher geschah rund um den Sankelmarker See: Die Reise ins Unbekannte
- Episode 10: Der erste markierte Punkt
- Episode 9: Annas Sorgen und neue Pläne
- Tauche ein in die Geheimnisse des Sankelmarker Sees – per WhatsApp!
- Episode 8: Das verborgene Zimmer
- Episode 7: Die Akademie Sankelmark
- Episode 6: Die Lichter auf dem See
- Episode 5: Die Gravuren im Nebel
- Episode 4: Das verlorene Boot
- Episode 3: Symbole im Arnkielpark
- Episode 2: Das Kiek In und die ersten Geschichten
- Episode 1: Annas Neuanfang
- Das Bullauge der Zeit
Sie hatten sich heimlich aus dem Hotel geschlichen, um das Wasser erneut zu beobachten. Seit Tagen war der See nicht mehr derselbe – das leuchtende Zeichen, die verschwundene Steinplatte, das Grollen aus der Tiefe. Und nun war Jonas verschwunden. Sie hatten keine Wahl: Sie mussten nach Antworten suchen.
„Was, wenn Jonas wirklich wusste, dass etwas passieren würde?“, fragte Mia leise.
„Dann müssen wir herausfinden, was er wusste,“ sagte Lukas entschlossen. „Vielleicht hat er Hinweise hinterlassen.“
„Oder vielleicht wollte er nicht, dass wir weitermachen,“ murmelte Finn.
In diesem Moment bemerkte Lea etwas. „Da draußen im Wasser – seht ihr das?“Die anderen folgten ihrem Blick. Zwischen den Schilfhalmen, nur wenige Meter vom Ufer entfernt, schwamm ein seltsames Objekt. Es trieb langsam an die Oberfläche, als ob der See es vorsichtig enthüllte.
„Was ist das?“ Mia kniff die Augen zusammen. „Es sieht aus wie… eine Kiste?“„Oder eine Truhe,“ korrigierte Lukas.„Wollen wir sie rausziehen?“ fragte Finn vorsichtig.„Hast du eine bessere Idee?“
Lea nahm einen langen Ast und versuchte, das Objekt ans Ufer zu ziehen. Es war schwer, als ob es voller Wasser war, doch schließlich gelang es ihnen, es näher zu bringen.Die Kinder knieten sich um das Fundstück. Es war eine alte Holzkiste, mit Eisenbändern verstärkt, aber durch das Wasser und die Zeit stark verwittert. Auf dem Deckel war ein eingraviertes Symbol – eines, das sie zuvor in der verborgenen Kammer im Hotel gesehen hatten.
„Das ist das gleiche Zeichen wie auf der Glocke,“ flüsterte Mia.„Also war sie nicht nur im Hotel von Bedeutung, sondern auch hier am See,“ stellte Finn fest.Lukas fasste die Kiste an und versuchte, den Deckel zu öffnen. Doch er war fest verschlossen.
„Wir müssen das zurück ins Hotel bringen.“„Anna wird uns umbringen, wenn sie merkt, dass wir mitten in der Nacht eine nasse Kiste in ihr Hotel schleppen,“ murmelte Lea.„Dann lassen wir sie es nicht merken,“ grinste Lukas.
Zusammen trugen sie die schwere Kiste zurück zum Hotel Seeblick, wo alles still war. Die letzten Gäste hatten sich bereits in ihre Zimmer zurückgezogen, und nur das sanfte Licht der Lobby schimmerte durch die Fenster. Sie schlichen sich durch den Seiteneingang hinein und stellten die Kiste auf den Holzboden.
„Okay, wir brauchen Werkzeuge,“ sagte Finn. „Ich hole etwas aus dem Keller.“Gerade als sie sich daran machten, die Kiste zu öffnen, räusperte sich jemand hinter ihnen.„Darf ich fragen, was genau ihr hier tut?“Anna stand im Türrahmen, die Arme verschränkt, und musterte sie mit hochgezogener Augenbraue.
„Ähm… also…“, begann Lukas.„Wir haben eine alte Kiste im See gefunden,“ sagte Mia schnell. „Und wir glauben, dass sie etwas mit den Zeichen und der Glocke zu tun haben könnte.“Anna seufzte, rieb sich die Schläfen und schüttelte den Kopf.
„Ihr wisst, dass ihr nicht einfach mitten in der Nacht verschwinden könnt, oder?“„Wir hatten eine Taschenlampe,“ sagte Finn grinsend.
„Das macht es nicht besser,“ erwiderte Anna, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. „Na gut, zeigt mir die Kiste.“Sie trat näher und betrachtete das Holz. Die Gravuren wirkten alt, aber präzise – als ob jemand dieses Symbol bewusst dort hinterlassen hatte.
„Es könnte wirklich wichtig sein,“ sagte sie schließlich. „Also gut. Aber wir öffnen sie morgen früh. Ich brauche meinen Schlaf, und ihr auch.“Die Kinder tauschten Blicke aus, aber sie wussten, dass Diskussionen zwecklos waren. Sie ließen die Kiste stehen und gingen in ihre Zimmer. Doch niemand von ihnen schlief wirklich.
Am nächsten Morgen war die Stimmung im Hotel eine Mischung aus geschäftigem Treiben und gespannter Erwartung. Während die Gäste beim Frühstück saßen, hatte sich Anna mit den Kindern in einen der hinteren Räume zurückgezogen, um die Kiste zu öffnen. Finn hatte eine kleine Brechstange mitgebracht, und mit einem lauten Knarren sprang der Deckel auf.Der Inhalt war unerwartet.In der Kiste lagen vergilbte Dokumente, ein in Leder gebundenes Buch und ein seltsames Metallobjekt, das wie ein Bruchstück einer größeren Konstruktion aussah.
„Das sieht aus wie… ein Teil der Glocke,“ flüsterte Mia.
„Oder von etwas anderem,“ sagte Lukas.Anna nahm das Buch und blätterte vorsichtig durch die Seiten. Die Schrift war alt, aber noch lesbar. „Es ist eine Art Tagebuch,“ sagte sie. „Und es gehört jemandem namens… Friedrich Hartmann.“Die Kinder sahen sich an.
Das war der Name, der bereits in den alten Gästebüchern des Hotels aufgetaucht war.„Vielleicht finden wir endlich heraus, warum das Hotel und der See so eng miteinander verbunden sind,“ sagte Anna nachdenklich.Während sie weiterlasen, begann der Boden unter ihnen leicht zu vibrieren – fast unmerklich, aber deutlich spürbar.
„Hat jemand das gerade auch gespürt?“ fragte Lea.Alle nickten.
„Ich glaube, wir sind einer Antwort näher, als uns lieb ist,“ sagte Anna.
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