Episode 41: Die Spur im Hafen

Flensburg lag still unter einem grauen Himmel, während sich das Wasser im Hafen sanft bewegte. Die Möwen kreisten über den alten Holzstegen, auf denen Fischer ihre Netze flickten und Seeleute ihre Boote für die nächste Fahrt vorbereiteten. Die Stadt war ein Ort voller Geschichte – jede Straße, jeder Kai, jedes Gebäude erzählte von einer Zeit, in der Schiffe mit exotischen Waren in den Hafen einliefen und Kaufleute ihre Geschäfte tätigten. Heute waren Anna und die Kinder hier, um eine ganz andere Spur zu verfolgen.
Alle bisher veröffentlichen Episoden
- Episode 60: Das Zeichen am Ufer
- Die Spur der Falkenbergs
- Die verlorene Verbindung
- Das alte Versprechen
- Der verschwundene Gast
- Das erste Jahr im Seeblick
- Episode 58: Ein neuer Blick auf das Seeblick
- Episode 57: Ein Tag im Seeblick
- Episode 56: Ein stiller Beobachter
- Episode 55: Heiko entdeckt Sankelmark
- Episode 54: Ein leiser Wandel
- Episode 53: Die Ankunft der Familie Lenzen
- Episode 52: Das vergessene Gutshaus
- Episode 51: Die verborgenen Aufzeichnungen
- Episode 50: Verborgene Pfade
- Episode 49: Die Inschrift in der Kirche
- Episode 48: Die Reise nach Oeversee
- Episode 47: Das Echo der Glocke
- Episode 46: Die Glocke aus der Tiefe
- Episode 45: Die Fahrt ins Unbekannte
- Episode 44: Die Spur auf dem See
- Episode 43: Begegnungen in Oeversee
- Episode 42: Der Blick durch das Fernrohr
- Episode 41: Die Spur im Hafen
- Episode 40: Die Karte der Vergangenheit
- Episode 39: Das vergessene Ufer
- Episode 38: Der Kompass des Vergessens
- Episode 37: Der Fund am Morgen
- Episode 36: Die Botschaft aus der Tiefe
- Episode 35: Das Licht im Wasser
- Episode 34: Grenzen und Konsequenzen
- Episode 33: Das Echo des Sees
- Episode 32: Ein Tag in Sankelmark
- Episode 31: Das Geheimnis im Schilf
- Episode 30: Zwischen Alltag und Ungewissheit
- Was bisher geschah - was geschehen wird
- Episode 29: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 28: Das Echo aus der Tiefe
- Jonas und sein Geheimnis
- Episode 27: Ein spannender Alltag im Hotel Seeblick
- Episode 26: Schatten über dem See
- Episode 25: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 24: Die Warnung aus der Tiefe
- Episode 23: Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Zwischenerzählung: Anna und der Ruf des Seeblick
- Episode 22: Das verschwundene Zeichen
- Episode 21: Das Echo der Vergangenheit
- Was bisher geschah: Die Geheimnisse des Sankelmarker Sees
- Episode 20: Die Wächter des Sees
- Episode 19: Das Echo der Glocke
- Episode 18: Der Fremde und die Wahrheit im Nebel
- Episode 17: Das Rätsel der Kristalle
- Episode 16: Ein Rätsel im Dorf
- Episode 15: Ein lebhafter Tag im „Seeblick“
- Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Episode 14: Der verborgene Tunnel
- Episode 13: Verborgene Wahrheiten im Hotel
- Episode 12: Das Tagebuch des Fremden
- Episode 11: Die Spur im Nebel
- Was bisher geschah rund um den Sankelmarker See: Die Reise ins Unbekannte
- Episode 10: Der erste markierte Punkt
- Episode 9: Annas Sorgen und neue Pläne
- Tauche ein in die Geheimnisse des Sankelmarker Sees – per WhatsApp!
- Episode 8: Das verborgene Zimmer
- Episode 7: Die Akademie Sankelmark
- Episode 6: Die Lichter auf dem See
- Episode 5: Die Gravuren im Nebel
- Episode 4: Das verlorene Boot
- Episode 3: Symbole im Arnkielpark
- Episode 2: Das Kiek In und die ersten Geschichten
- Episode 1: Annas Neuanfang
- Das Bullauge der Zeit
„Also, der alte Seemann, von dem Petersen gesprochen hat, soll hier am Hafen gewesen sein,“ sagte Lukas und hielt die Karte hoch, die sie in der Hütte gefunden hatten. „Aber wir haben keinen Namen.“
„Nur den Hinweis, dass er ‘der Alte mit dem Fernrohr’ genannt wurde,“ fügte Mia hinzu.
Anna blickte sich um. Der Hafen war geschäftig, aber nicht hektisch. Es war die Art von Ort, an dem die Zeit anders zu laufen schien – langsamer, aber bedeutungsvoll. Sie sah einige ältere Fischer, die sich unterhielten, während sie Fische aus Kisten sortierten. Wenn jemand etwas über den Mann mit dem Fernrohr wusste, dann sie.
Sie gingen zu einer kleinen Gruppe von Männern, die an einem alten Boot lehnten und Pfeife rauchten. Einer von ihnen, ein hagerer Mann mit wettergegerbtem Gesicht, blickte auf, als sie sich näherten.
„Ihr seht nicht aus wie Touristen,“ stellte er fest.
„Sind wir auch nicht,“ sagte Anna freundlich. „Wir suchen jemanden. Einen alten Seemann, der hier oft war – man nannte ihn den Alten mit dem Fernrohr.“
Die Männer tauschten Blicke aus. Einer von ihnen schnaubte. „Der alte Magnus,“ murmelte er. „Er war ein komischer Kauz. Er saß oft dort drüben am Kai, immer mit seinem Fernrohr auf den See hinaus. Hat gesagt, dass er nach etwas sucht.“
„Nach was?“ fragte Lukas.
Der Fischer zuckte mit den Schultern. „Hat er nie gesagt. Nur, dass es ‘noch da draußen’ sei. Und dass es eines Tages zurückkehren würde.“
„Ist er noch hier?“ fragte Mia.
Der Mann lachte leise. „Magnus? Nein, mein Kind. Der ist vor Jahren verschwunden. Eines Tages war er einfach nicht mehr da. Manche sagen, er sei wieder aufs Meer hinausgefahren, andere sagen, er sei auf der Suche nach dem, was er glaubte, verloren zu haben.“
Finn runzelte die Stirn. „Hat er jemals etwas hinterlassen? Notizen, Karten, irgendetwas?“
Der Fischer überlegte kurz. „Vielleicht im alten Lagerhaus. Magnus hatte dort seinen Platz. Aber das Ding steht seit Jahren leer.“
Anna nickte. „Dann sollten wir uns das ansehen.“
Sie verließen den Hafen und folgten den Anweisungen des Fischers zu einem alten, halb verfallenen Lagerhaus am Rande des Kais. Die Tür war verschlossen, aber Petersen, der sie begleitet hatte, trat vor und versuchte sein Glück. „Manche Schlösser brauchen nur eine freundliche Hand,“ murmelte er und zog ein altes Taschenmesser hervor. Mit einem leichten Ruck sprang das Schloss auf.
Drinnen war es dunkel und roch nach Salz, Holz und verrostetem Metall. Staub tanzte im Licht, das durch die zerbrochenen Fenster fiel. Kisten, alte Netze und verlassene Ausrüstungen lagen überall verstreut. Es war ein Ort, der Geschichten erzählte – Geschichten von Männern, die zur See fuhren und nie zurückkehrten.
„Wir suchen nach irgendetwas, das Magnus gehört haben könnte,“ sagte Anna.
Die Kinder durchsuchten die Regale, und nach wenigen Minuten rief Mia: „Hier! Das sieht aus wie ein altes Notizbuch.“
Sie zog ein ledergebundenes Buch aus einem Stapel alter Karten. Es war vergilbt, aber noch lesbar.
„Lies vor,“ sagte Lukas.
Mia blätterte durch die Seiten und begann zu lesen. „‚Ich habe die Zeichen gesehen. Sie kehren zurück, genau wie damals. Ich weiß, dass sie mich beobachten. Wenn ich verschwinde, wird es sein, weil ich zu nah dran war. Der See vergisst nichts.‘“
„Das klingt, als ob er wusste, was wir jetzt herausfinden,“ sagte Finn leise.
„Aber was bedeutet es?“ fragte Lea.
Anna schloss das Buch vorsichtig. „Das bedeutet, dass wir noch nicht am Ende sind. Wir müssen herausfinden, was Magnus wusste – und was er gefunden hat, bevor er verschwand.“
Während sie das Lagerhaus verließen, fiel ihr Blick auf einen kleinen Stapel aus verrosteten Seilrollen und alten Seekarten. Und direkt darauf – ein Fernrohr.
„Das gehörte ihm,“ sagte Petersen leise.
Anna hob es auf und hielt es gegen das Licht. Das Glas war zerkratzt, aber funktionstüchtig. Sie nahm es mit sich. Vielleicht lag darin die Antwort, die sie suchten.
Doch als sie zurück zum Hafen gingen, bemerkte Lukas, dass sie beobachtet wurden.
„Da drüben,“ sagte er leise.
Auf der anderen Seite des Kais stand eine Gestalt, verborgen im Schatten eines Schuppens.
„Wer ist das?“ fragte Mia.
Niemand konnte es genau sagen.
Doch als sie näher kamen, war die Gestalt verschwunden.
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