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Granitblock mit der Inschrift 'E.F. 1946' in einer Vitrine, umgeben von vier Besuchern im Museum.

Episode 77 – Die Nachricht im Stein

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Episode 77 – Die Nachricht im Stein

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Der Regen war fein, fast wie Nebel, als Jonas mit Mia, Finn und Lea den Weg zum Museumsberg in Flensburg hinaufstieg. Die Stufen waren rutschig vom Herbstlaub, und über den Bäumen lag eine Stille, die nicht unnatürlich wirkte – aber aufmerksam.

Sie waren nicht das erste Mal in Flensburg, doch diesmal war es anders. Diesmal suchten sie etwas Konkretes: den Stein.

Das Foto hatten sie vom Antiquar bekommen – eine Aufnahme aus den 1980er-Jahren, aufgenommen im Schifffahrtsmuseum, angeblich Teil einer Ausstellung über alte Landmarken rund um den Sankelmarker See. Darauf: ein unscheinbarer Steinblock mit einem kreisförmigen Symbol und einer Gravur.

Lea hatte das Symbol sofort erkannt: Drei Kreise, leicht versetzt. In der Mitte ein Punkt.

„Wenn der Stein wirklich da ist“, hatte sie gesagt, „dann ist es mehr als nur ein Zeichen. Dann ist es eine Botschaft.“

Sie betraten das Hauptgebäude des Museums. Der Empfangsbereich war leer. An den Wänden hingen alte Schiffsmodelle und Karten von Handelsrouten. Doch sie hielten sich nicht auf. Sie kannten ihr Ziel: das kleine Lapidarium im hinteren Teil des Museums, wo Grabplatten, Mauerfragmente und historische Steine gesammelt wurden.

Der Raum war kühl, fast dämmrig. In den Ecken summten schwache Lampen, und auf den Tafeln stand wenig. Kein Audio, kein Touchscreen. Nur Steine und Stille.

„Da“, sagte Jonas plötzlich.

In einer Vitrine, halb verborgen, lag ein Stein von etwa einem halben Meter Länge, glatt geschliffen, mit einer Gravur, die aussah wie verwittert – aber deutlich.

Drei Kreise. Ein Punkt. Und darunter:
E.F. 1946

„Elisabeth Falkenberg“, flüsterte Mia.

Lea sah sich um. Keine Kamera. Keine Wachperson. „Schnell, fotografieren.“

Jonas holte sein Handy hervor, machte mehrere Bilder. Mia notierte den Inventarnamen: Objekt Nr. 141 – Herkunft unbekannt – gefunden am südlichen Seeufer, 1951.

„Sie haben ihn gefunden und hergebracht“, sagte Finn. „Und keiner weiß, was es bedeutet.“

„Vielleicht war das der Sinn“, meinte Lea. „Verstecken durch Zeigen.“

Mia betrachtete das Glas der Vitrine genauer. Ein kleiner Aufkleber war unten angebracht – modern, QR-Code, kaum sichtbar. Sie scannte ihn.

Ein digitalisierter Artikel öffnete sich – Archiv des Museums, verfasst 2003:

„…der sogenannte Falkenberg-Stein trägt neben dem bekannten Dreifachkreis auch eine rätselhafte Initiale. Historiker vermuten, dass er Teil einer kleinen privaten Gruppe war, die in den 1940er-Jahren symbolische Markierungen im Umland des Sankelmarker Sees setzte, um auf ein verlorenes Gleichgewicht hinzuweisen. In mehreren Aufzeichnungen wird von ‘vier Kindern aus dem Dorf’ gesprochen, die durch einen alten Plan verbunden waren – heute ist wenig bekannt. Das Archiv wird laufend ergänzt.“

Alle vier sahen sich gleichzeitig an.

„Vier Kinder“, sagte Jonas leise.

„Ein alter Plan“, flüsterte Mia.

Finn trat einen Schritt zurück. „Vielleicht sind wir nicht die Ersten. Vielleicht nur die Nächsten.“

Sie verließen das Museum wenig später. Der Regen hatte nachgelassen, die Stadt glänzte im Licht, das sich jetzt durch die Wolkendecke kämpfte.

Am Holm kauften sie sich heißen Apfelsaft. Niemand sprach. Die Karte, die sie bei sich trugen, fühlte sich schwerer an als sonst.

„Wir müssen zurück“, sagte Jonas schließlich.

„Und was sagen wir Anna?“ fragte Lea.

„Noch nichts“, antwortete Mia. „Nicht bevor wir sicher sind.“


Am Abend saßen sie im Leseraum des Hotels. Die Fotos lagen ausgedruckt auf dem Tisch, daneben der QR-Ausdruck, Mias Notizen, Finns Kompass.

Heiko trat ein. Er blieb in der Tür stehen. Sah die Gesichter, das Licht, das über die Tische fiel, das Flackern in Jonas’ Augen.

Er sagte nichts.
Nur:
„Ich habe heute einen Brief geschrieben. An das Archiv in Flensburg. Über die Familie Falkenberg.“

Dann drehte er sich um und ging.

Die Kinder sahen ihm nach.

Vielleicht war er bereit.

Oder der See.

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