Episode 77 – Die Nachricht im Stein

Episode 77 – Die Nachricht im Stein
Alle bisher veröffentlichen Episoden
- Episode 83 – Der Pfad an der Dorfstraße (Sankelmark)
- Episode 82 – Das Gespräch auf dem Südermarkt
- Die Spur zur Alten Schmiede (Sankelmark)
- Episode 80 – Rückkehr zur Johanniskirche (Flensburg)
- Episode 79 – Das verschwundene Zeichen
- Episode 78 – Das Flüstern im Laub
- Episode 77 – Die Nachricht im Stein
- Die Schatten von Flensburg
- Episode 76 – Die Insel, die nicht da ist
- Episode 75 – Der Wind über dem See
- Episode 74 – Das Gleichgewicht verschiebt sich
- Episode 73 – Die Karte im Antiquariat
- Episode 72 – Heiko im Kiek In
- Episode 71 – Rückkehr an den Steg
- Episode 70 – Das Fenster im Dorf
- Episode 69 – Die unterbrochene Linie
- Episode 68 – Heiko und das Fenster
- Episode 67 – Die Notiz auf dem Umschlag
- Episode 66 – Jonas hat eine Vermutung
- Episode 65 – Die Geräusche im Flur
- Episode 64 – Stimmen im Flur
- Episode 63 – Der Staub vergangener Jahre
- Episode 62: Das Gleichgewicht
- Episode 61: Das Flüstern im Laub
- Episode 60: Das Zeichen am Ufer
- Die Spur der Falkenbergs
- Die verlorene Verbindung
- Das alte Versprechen
- Der verschwundene Gast
- Das erste Jahr im Seeblick
- Episode 58: Ein neuer Blick auf das Seeblick
- Episode 57: Ein Tag im Seeblick
- Episode 56: Ein stiller Beobachter
- Episode 55: Heiko entdeckt Sankelmark
- Episode 54: Ein leiser Wandel
- Episode 53: Die Ankunft der Familie Lenzen
- Episode 52: Das vergessene Gutshaus
- Episode 51: Die verborgenen Aufzeichnungen
- Episode 50: Verborgene Pfade
- Episode 49: Die Inschrift in der Kirche
- Episode 48: Die Reise nach Oeversee
- Episode 47: Das Echo der Glocke
- Episode 46: Die Glocke aus der Tiefe
- Episode 45: Die Fahrt ins Unbekannte
- Episode 44: Die Spur auf dem See
- Episode 43: Begegnungen in Oeversee
- Episode 42: Der Blick durch das Fernrohr
- Episode 41: Die Spur im Hafen
- Episode 40: Die Karte der Vergangenheit
- Episode 39: Das vergessene Ufer
- Episode 38: Der Kompass des Vergessens
- Episode 37: Der Fund am Morgen
- Episode 36: Die Botschaft aus der Tiefe
- Episode 35: Das Licht im Wasser
- Episode 34: Grenzen und Konsequenzen
- Episode 33: Das Echo des Sees
- Episode 32: Ein Tag in Sankelmark
- Episode 31: Das Geheimnis im Schilf
- Episode 30: Zwischen Alltag und Ungewissheit
- Was bisher geschah - was geschehen wird
- Episode 29: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 28: Das Echo aus der Tiefe
- Jonas und sein Geheimnis
- Episode 27: Ein spannender Alltag im Hotel Seeblick
- Episode 26: Schatten über dem See
- Episode 25: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 24: Die Warnung aus der Tiefe
- Episode 23: Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Zwischenerzählung: Anna und der Ruf des Seeblick
- Episode 22: Das verschwundene Zeichen
- Episode 21: Das Echo der Vergangenheit
- Was bisher geschah: Die Geheimnisse des Sankelmarker Sees
- Episode 20: Die Wächter des Sees
- Episode 19: Das Echo der Glocke
- Episode 18: Der Fremde und die Wahrheit im Nebel
- Episode 17: Das Rätsel der Kristalle
- Episode 16: Ein Rätsel im Dorf
- Episode 15: Ein lebhafter Tag im „Seeblick“
- Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Episode 14: Der verborgene Tunnel
- Episode 13: Verborgene Wahrheiten im Hotel
- Episode 12: Das Tagebuch des Fremden
- Episode 11: Die Spur im Nebel
- Was bisher geschah rund um den Sankelmarker See: Die Reise ins Unbekannte
- Episode 10: Der erste markierte Punkt
- Episode 9: Annas Sorgen und neue Pläne
- Tauche ein in die Geheimnisse des Sankelmarker Sees – per WhatsApp!
- Episode 8: Das verborgene Zimmer
- Episode 7: Die Akademie Sankelmark
- Episode 6: Die Lichter auf dem See
- Episode 5: Die Gravuren im Nebel
- Episode 4: Das verlorene Boot
- Episode 3: Symbole im Arnkielpark
- Episode 2: Das Kiek In und die ersten Geschichten
- Episode 1: Annas Neuanfang
- Das Bullauge der Zeit
Der Regen war fein, fast wie Nebel, als Jonas mit Mia, Finn und Lea den Weg zum Museumsberg in Flensburg hinaufstieg. Die Stufen waren rutschig vom Herbstlaub, und über den Bäumen lag eine Stille, die nicht unnatürlich wirkte – aber aufmerksam.
Sie waren nicht das erste Mal in Flensburg, doch diesmal war es anders. Diesmal suchten sie etwas Konkretes: den Stein.
Das Foto hatten sie vom Antiquar bekommen – eine Aufnahme aus den 1980er-Jahren, aufgenommen im Schifffahrtsmuseum, angeblich Teil einer Ausstellung über alte Landmarken rund um den Sankelmarker See. Darauf: ein unscheinbarer Steinblock mit einem kreisförmigen Symbol und einer Gravur.
Lea hatte das Symbol sofort erkannt: Drei Kreise, leicht versetzt. In der Mitte ein Punkt.
„Wenn der Stein wirklich da ist“, hatte sie gesagt, „dann ist es mehr als nur ein Zeichen. Dann ist es eine Botschaft.“
Sie betraten das Hauptgebäude des Museums. Der Empfangsbereich war leer. An den Wänden hingen alte Schiffsmodelle und Karten von Handelsrouten. Doch sie hielten sich nicht auf. Sie kannten ihr Ziel: das kleine Lapidarium im hinteren Teil des Museums, wo Grabplatten, Mauerfragmente und historische Steine gesammelt wurden.
Der Raum war kühl, fast dämmrig. In den Ecken summten schwache Lampen, und auf den Tafeln stand wenig. Kein Audio, kein Touchscreen. Nur Steine und Stille.
„Da“, sagte Jonas plötzlich.
In einer Vitrine, halb verborgen, lag ein Stein von etwa einem halben Meter Länge, glatt geschliffen, mit einer Gravur, die aussah wie verwittert – aber deutlich.
Drei Kreise. Ein Punkt. Und darunter:
E.F. 1946
„Elisabeth Falkenberg“, flüsterte Mia.
Lea sah sich um. Keine Kamera. Keine Wachperson. „Schnell, fotografieren.“
Jonas holte sein Handy hervor, machte mehrere Bilder. Mia notierte den Inventarnamen: Objekt Nr. 141 – Herkunft unbekannt – gefunden am südlichen Seeufer, 1951.
„Sie haben ihn gefunden und hergebracht“, sagte Finn. „Und keiner weiß, was es bedeutet.“
„Vielleicht war das der Sinn“, meinte Lea. „Verstecken durch Zeigen.“
Mia betrachtete das Glas der Vitrine genauer. Ein kleiner Aufkleber war unten angebracht – modern, QR-Code, kaum sichtbar. Sie scannte ihn.
Ein digitalisierter Artikel öffnete sich – Archiv des Museums, verfasst 2003:
„…der sogenannte Falkenberg-Stein trägt neben dem bekannten Dreifachkreis auch eine rätselhafte Initiale. Historiker vermuten, dass er Teil einer kleinen privaten Gruppe war, die in den 1940er-Jahren symbolische Markierungen im Umland des Sankelmarker Sees setzte, um auf ein verlorenes Gleichgewicht hinzuweisen. In mehreren Aufzeichnungen wird von ‘vier Kindern aus dem Dorf’ gesprochen, die durch einen alten Plan verbunden waren – heute ist wenig bekannt. Das Archiv wird laufend ergänzt.“
Alle vier sahen sich gleichzeitig an.
„Vier Kinder“, sagte Jonas leise.
„Ein alter Plan“, flüsterte Mia.
Finn trat einen Schritt zurück. „Vielleicht sind wir nicht die Ersten. Vielleicht nur die Nächsten.“
Sie verließen das Museum wenig später. Der Regen hatte nachgelassen, die Stadt glänzte im Licht, das sich jetzt durch die Wolkendecke kämpfte.
Am Holm kauften sie sich heißen Apfelsaft. Niemand sprach. Die Karte, die sie bei sich trugen, fühlte sich schwerer an als sonst.
„Wir müssen zurück“, sagte Jonas schließlich.
„Und was sagen wir Anna?“ fragte Lea.
„Noch nichts“, antwortete Mia. „Nicht bevor wir sicher sind.“
Am Abend saßen sie im Leseraum des Hotels. Die Fotos lagen ausgedruckt auf dem Tisch, daneben der QR-Ausdruck, Mias Notizen, Finns Kompass.
Heiko trat ein. Er blieb in der Tür stehen. Sah die Gesichter, das Licht, das über die Tische fiel, das Flackern in Jonas’ Augen.
Er sagte nichts.
Nur:
„Ich habe heute einen Brief geschrieben. An das Archiv in Flensburg. Über die Familie Falkenberg.“
Dann drehte er sich um und ging.
Die Kinder sahen ihm nach.
Vielleicht war er bereit.
Oder der See.
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