Zurück zu Geschichten aus dem Hotelalltag
Vier Jugendliche stehen vor einem Holzpult in einer Kirche und schauen nachdenklich.

Episode 80 – Rückkehr zur Johanniskirche (Flensburg)

Episode 80 – Rückkehr zur Johanniskirche (Flensburg) Am See, Anna, Atmosphäre, Balance, Dorfstraße, erinnerung, Finn, flensburg, Gravur, Heiko, Holm, Johanniskirche, Jonas, Lea, Mia, Sankelmark, Spurensuche, Symbol, Vergangenheit
Jetzt nichts mehr rund um den Sankelmaker See und unser Hotel verpassen!

Die Busfahrt nach Flensburg zog sich in die Länge. Der Himmel war bleiern, und feiner Nieselregen tupfte gegen die beschlagenen Fensterscheiben. Jonas, Mia, Finn und Lea saßen zusammen auf einer Viererbank, die Karte auf Jonas’ Schoß ausgebreitet.

Alle bisher veröffentlichen Episoden

„Johanniskirche“, murmelte Mia. „Südergraben. Gleich am Holm vorbei.“

„Was suchen wir da eigentlich?“ fragte Finn.

Jonas sah ihn an. „Vielleicht nichts. Vielleicht etwas, das uns den letzten Teil zeigt.“

Sie stiegen am Südermarkt aus. Der Platz war nass, die Pflastersteine glänzten im grauen Licht. Sie gingen vorbei an den alten Häusern am Holm, wo die Fenster noch voller herbstlicher Dekoration waren, weiter den Südergraben hinauf.

Die Johanniskirche lag ruhig da, halb versteckt von alten Bäumen. Ihr Backstein wirkte schwer, fast wie ein Herz, das Erinnerungen bewahrt.

„Hier war sie also“, sagte Lea leise.

„Elisabeth Falkenberg“, ergänzte Jonas.

Sie traten ein. Der Kirchraum war kühl, der Duft von Holz und altem Stein hing in der Luft. Niemand außer ihnen war da. Leise gingen sie durch die Reihen der Holzbänke.

„Was suchen wir?“ flüsterte Finn.

„Zeichen“, sagte Mia. „Immer Zeichen.“

Jonas blieb an einer Bankreihe rechts vom Mittelgang stehen. Er fuhr mit der Hand über die Lehne – und stoppte.

„Hier“, sagte er.

In das Holz, von Jahren der Berührung geglättet, war eine kleine Gravur eingeritzt. Drei Kreise. Unauffällig. Kaum sichtbar.

„Das kann kein Zufall sein“, murmelte Lea.

Sie machten Fotos, zeichneten das Symbol ab.

Am Ausgang entdeckte Finn eine alte Besucherchronik. Ein dickes Buch, auf einem kleinen Tisch neben einem Stapel Infobroschüren.

Er blätterte durch die vergilbten Seiten. Namen, Daten, Sprüche.

Dann, auf einer Seite von 1946:
„E.F. – Ort der Rückkehr – Balance halten.“

„Sie war hier“, sagte Mia.

„Vielleicht haben sie hier gewartet“, überlegte Jonas. „Aufeinander. Auf ein Zeichen.“

Draußen hatte der Regen aufgehört. Sie standen einen Moment schweigend vor der Kirche, die Hände tief in den Taschen.

„Zurück zum Holm?“ schlug Lea vor.

Sie liefen durch die Gassen, vorbei an kleinen Läden, an alten Gasthäusern. Der Wind trug den Geruch von Salz und Geschichte mit sich.

An der Ecke zur Holm-Passage blieb Jonas stehen.

„Seht ihr das?“ fragte er.

An einer Hauswand, halb von Efeu überwachsen, war ein kleiner, verwitterter Kreis in den Putz geritzt. Fast unkenntlich. Aber er war da.

„Sie haben Spuren hinterlassen“, sagte Mia. „Überall.“

„Nicht für alle sichtbar“, ergänzte Finn.

„Nur für die, die zuhören“, sagte Lea.


Zur gleichen Zeit ging Heiko durch Sankelmark, die Hände tief in den Manteltaschen. Er war an der Dorfstraße gestartet, vorbei an der alten Schmiede, dann am Haus Am See entlang, Richtung Hotel.

Er spürte es – die veränderte Stimmung. Der Bäcker grüßte kurz, aber nicht wie sonst. Auf dem kleinen Platz vor der Kirche standen Frau Meier und zwei andere Dorfbewohnerinnen und redeten gedämpft.

Als er grüßte, verstummten sie kurz. Dann nickten sie höflich.

Heiko blieb nicht stehen. Er verstand: Hier wurde gewogen. Beobachtet. Abgewartet.

Am Ufer des Sankelmarker Sees stand der Wind still. Das Wasser kräuselte sich kaum. Auf der anderen Seite sah er die alte Bootshütte, in der die Kinder oft verschwanden, wenn sie glaubten, niemand sähe sie.

Er dachte an Anna. An das, was sie nie sagte, aber immer wusste.

Vielleicht, dachte er, musste man nicht alles erklären.
Manches musste man einfach bewahren.


Am Abend saßen die Kinder wieder im Leseraum des Hotels.
Die Fotos lagen ausgebreitet auf dem Tisch: die Gravur auf der Kirchenbank, der Eintrag in der Chronik, der verwitterte Kreis am Holm.

„Wir sind nah dran“, sagte Jonas.

„Aber woran?“ fragte Finn.

Anna trat in den Raum. Sie sah sich die Bilder an, nickte langsam.

„An der Grenze“, sagte sie leise.

„Zwischen was?“ fragte Mia.

„Zwischen dem, was erinnert wird“, sagte Anna, „und dem, was vergessen werden will.“

Es wurde still.

Draußen heulte der Wind auf.

Und irgendwo, tief in der Nacht, schlug eine Glocke – einmal.
Nur einmal.

Beitrag teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Zurück zu Geschichten aus dem Hotelalltag

🐳  Einzigartige Produkte  |  😘   Kundenorientierter Service  |  👍  tolle Qualität  |  🫵  günstige Preise  |  🚚   ab 20€ Bestellwert nur 2,49€ Versand  |  🚛   ab 50€ Bestellwert kostenfreier Versand

🐳  Einzigartige Produkte  |  😘   Kundenorientierter Service  |  👍  tolle Qualität  |  🫵  günstige Preise  |  🚚   ab 20€ Bestellwert nur 2,49€ Versand  |  🚛   ab 50€ Bestellwert kostenfreier Versand