Episode 73 – Die Karte im Antiquariat

Episode 73 – Die Karte im Antiquariat
Alle bisher veröffentlichen Episoden
- Die Schatten von Flensburg
- Episode 76 – Die Insel, die nicht da ist
- Episode 75 – Der Wind über dem See
- Episode 74 – Das Gleichgewicht verschiebt sich
- Episode 73 – Die Karte im Antiquariat
- Episode 72 – Heiko im Kiek In
- Episode 71 – Rückkehr an den Steg
- Episode 70 – Das Fenster im Dorf
- Episode 69 – Die unterbrochene Linie
- Episode 68 – Heiko und das Fenster
- Episode 67 – Die Notiz auf dem Umschlag
- Episode 66 – Jonas hat eine Vermutung
- Episode 65 – Die Geräusche im Flur
- Episode 64 – Stimmen im Flur
- Episode 63 – Der Staub vergangener Jahre
- Episode 62: Das Gleichgewicht
- Episode 61: Das Flüstern im Laub
- Episode 60: Das Zeichen am Ufer
- Die Spur der Falkenbergs
- Die verlorene Verbindung
- Das alte Versprechen
- Der verschwundene Gast
- Das erste Jahr im Seeblick
- Episode 58: Ein neuer Blick auf das Seeblick
- Episode 57: Ein Tag im Seeblick
- Episode 56: Ein stiller Beobachter
- Episode 55: Heiko entdeckt Sankelmark
- Episode 54: Ein leiser Wandel
- Episode 53: Die Ankunft der Familie Lenzen
- Episode 52: Das vergessene Gutshaus
- Episode 51: Die verborgenen Aufzeichnungen
- Episode 50: Verborgene Pfade
- Episode 49: Die Inschrift in der Kirche
- Episode 48: Die Reise nach Oeversee
- Episode 47: Das Echo der Glocke
- Episode 46: Die Glocke aus der Tiefe
- Episode 45: Die Fahrt ins Unbekannte
- Episode 44: Die Spur auf dem See
- Episode 43: Begegnungen in Oeversee
- Episode 42: Der Blick durch das Fernrohr
- Episode 41: Die Spur im Hafen
- Episode 40: Die Karte der Vergangenheit
- Episode 39: Das vergessene Ufer
- Episode 38: Der Kompass des Vergessens
- Episode 37: Der Fund am Morgen
- Episode 36: Die Botschaft aus der Tiefe
- Episode 35: Das Licht im Wasser
- Episode 34: Grenzen und Konsequenzen
- Episode 33: Das Echo des Sees
- Episode 32: Ein Tag in Sankelmark
- Episode 31: Das Geheimnis im Schilf
- Episode 30: Zwischen Alltag und Ungewissheit
- Was bisher geschah - was geschehen wird
- Episode 29: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 28: Das Echo aus der Tiefe
- Jonas und sein Geheimnis
- Episode 27: Ein spannender Alltag im Hotel Seeblick
- Episode 26: Schatten über dem See
- Episode 25: Das Grollen aus der Tiefe
- Episode 24: Die Warnung aus der Tiefe
- Episode 23: Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Zwischenerzählung: Anna und der Ruf des Seeblick
- Episode 22: Das verschwundene Zeichen
- Episode 21: Das Echo der Vergangenheit
- Was bisher geschah: Die Geheimnisse des Sankelmarker Sees
- Episode 20: Die Wächter des Sees
- Episode 19: Das Echo der Glocke
- Episode 18: Der Fremde und die Wahrheit im Nebel
- Episode 17: Das Rätsel der Kristalle
- Episode 16: Ein Rätsel im Dorf
- Episode 15: Ein lebhafter Tag im „Seeblick“
- Anna und die Stimmen der Vergangenheit
- Episode 14: Der verborgene Tunnel
- Episode 13: Verborgene Wahrheiten im Hotel
- Episode 12: Das Tagebuch des Fremden
- Episode 11: Die Spur im Nebel
- Was bisher geschah rund um den Sankelmarker See: Die Reise ins Unbekannte
- Episode 10: Der erste markierte Punkt
- Episode 9: Annas Sorgen und neue Pläne
- Tauche ein in die Geheimnisse des Sankelmarker Sees – per WhatsApp!
- Episode 8: Das verborgene Zimmer
- Episode 7: Die Akademie Sankelmark
- Episode 6: Die Lichter auf dem See
- Episode 5: Die Gravuren im Nebel
- Episode 4: Das verlorene Boot
- Episode 3: Symbole im Arnkielpark
- Episode 2: Das Kiek In und die ersten Geschichten
- Episode 1: Annas Neuanfang
- Das Bullauge der Zeit
Die Bahnfahrt nach Flensburg dauerte nicht lang, aber sie fühlte sich für Mia und die anderen wie ein kleiner Aufbruch an. Jonas hatte den Vorschlag gemacht: „Wir sollten schauen, ob es dort alte Karten gibt. Richtig alte. Vielleicht sogar von vor dem Hotel.“
Finn war skeptisch gewesen, aber als Lea zustimmte – leise, aber mit Nachdruck –, war klar: Das wird ein gemeinsamer Ausflug.
Sie stiegen am Südermarkt aus, schlenderten durch die engen Gassen der Altstadt, vorbei an Fachwerkhäusern, kleinen Cafés und Läden mit bunten Schildern. Der Wind vom Hafen trug den Geruch von Salz und alten Geschichten.
„Hier muss es sein“, sagte Mia und deutete auf einen schmalen Eingang zwischen zwei Backsteingebäuden.
Ein altes Holzschild hing über der Tür: „G. Falk – Antiquariat & Seekarten“. Der Schriftzug war verwittert, aber lesbar.
„Falk“, murmelte Jonas. „Fast wie Falkenberg.“
„Vielleicht ein Zufall“, sagte Finn.
„Oder keiner“, flüsterte Lea.
Innen war es still. Regale bis zur Decke, ein Teppichboden, der die Schritte dämpfte, und der Geruch von Leder, Staub und vergilbtem Papier. Hinter dem Tresen saß ein älterer Mann mit schmalem Gesicht, runder Brille und einer Teetasse in der Hand. Er sah nicht überrascht aus, als sie eintraten.
„Ihr sucht etwas. Nicht irgendetwas.“
„Alte Karten“, sagte Jonas. „Vom Sankelmarker See. Oder der Umgebung.“
Der Mann nickte. „Folgt mir.“
Er führte sie durch einen schmalen Gang in einen hinteren Raum. Dort stand ein langer Holztisch, auf dem mehrere gerollte Karten lagen, beschwert mit gläsernen Gewichten.
„Hier ist alles, was ich habe über eure Gegend. Nicht katalogisiert. Aber vollständig.“
Sie begannen zu blättern. Topografische Zeichnungen, Karten mit alten Wegen, einige handgezeichnet. Viele enthielten Details, die auf heutigen Karten fehlten: versteckte Pfade, eingezeichnete Höfe, einzelne Namen.
Jonas entrollte eine Karte, die älter war als die anderen. Das Papier war brüchig, die Tinte fast verblasst. In der Mitte: der Sankelmarker See – aber anders.
„Hier“, sagte er leise.
Die anderen traten näher. Im oberen Drittel des Sees war ein kleiner, kaum erkennbarer Punkt eingezeichnet. Kein Name. Nur ein Kreis mit vier Strichen, die in alle Himmelsrichtungen zeigten. Daneben, in zarter Schrift:
„Ort der Rückkehr“
„Das war früher eine kleine Insel“, sagte der Antiquar. „Steht in keinem modernen Register mehr. Wahrscheinlich abgesunken. Oder vergessen.“
„Was bedeutet der Name?“ fragte Mia.
„Das müsst ihr selbst herausfinden“, antwortete der Mann ruhig. „Manche Karten zeigen nicht nur Orte. Sondern Entscheidungen.“
Jonas hielt die Karte in der Hand. Sie war kalt. Dann – ganz leicht – begann das Papier zu vibrieren. Nur für ihn spürbar. Er sah niemanden an, sagte nichts. Aber er wusste: Diese Karte wollte zu ihm.
„Was kostet sie?“ fragte er schließlich.
„Sie ist nicht im Verkauf.“
Jonas zögerte. Dann sagte er: „Ich glaube, sie war nie dazu gedacht, verkauft zu werden. Sie will weitergegeben werden.“
Der Antiquar sah ihn lange an. Dann nickte er langsam.
„Du wirst sie eh mitnehmen, auch wenn ich nein sage.“
„Nein“, sagte Jonas. „Nur, wenn Sie ja sagen.“
Der Mann lächelte. „Dann gehört sie dir.“
Sie verließen das Antiquariat mit der Karte sorgsam zusammengerollt in einer stabilen Papprolle. Draußen war es inzwischen Nachmittag. Das Licht hatte sich verändert, wurde goldener, weicher.
„Das war nicht normal“, sagte Finn.
„Vielleicht war es richtig“, antwortete Lea.
„Was machen wir jetzt?“ fragte Mia.
Jonas drehte sich zu ihnen um, die Rolle in der Hand. „Jetzt gehen wir zurück. Und hören dem See zu.“
Sie fuhren im Abendlicht zurück. Keiner sagte viel. Doch alle spürten: Etwas hatte sich verschoben. In ihnen. Und vielleicht auch um sie herum.
Die Karte ruhte still in Jonas’ Rucksack. Doch er wusste: Das war nur die Ruhe davor.
Schreibe einen Kommentar