Episode 6: Die Lichter auf dem See
Die Sonne war bereits untergegangen, und der Sankelmarker See lag still und geheimnisvoll vor den Kindern. Der Nebel, der sich tagsüber gelichtet hatte, begann langsam zurückzukehren, und eine eigenartige Stille legte sich über die Umgebung. Es war Lea, die zuerst das Licht bemerkte. „Schaut mal dort drüben! Seht ihr das?“ Ihre Stimme war ein Flüstern, fast wie eine Antwort auf die lautlose Welt um sie herum.
Alle bisher veröffentlichen Episoden
- Episode 14: Der verborgene Tunnel
- Episode 13: Verborgene Wahrheiten im Hotel
- Episode 12: Das Tagebuch des Fremden
- Episode 11: Die Spur im Nebel
- Was bisher geschah rund um den Sankelmarker See: Die Reise ins Unbekannte
- Episode 10: Der erste markierte Punkt
- Episode 9: Annas Sorgen und neue Pläne
- Tauche ein in die Geheimnisse des Sankelmarker Sees – per WhatsApp!
- Episode 8: Das verborgene Zimmer
- Episode 7: Die Akademie Sankelmark
- Episode 6: Die Lichter auf dem See
- Episode 5: Die Gravuren im Nebel
- Episode 4: Das verlorene Boot
- Episode 3: Symbole im Arnkielpark
- Episode 2: Das Kiek In und die ersten Geschichten
- Episode 1: Annas Neuanfang
- Das Bullauge der Zeit
Die anderen Kinder folgten ihrem Blick und sahen es: ein schwaches, flackerndes Licht, das knapp über der Wasseroberfläche schwebte. Es bewegte sich sanft, als würde es von einer unsichtbaren Hand geführt, und hinterließ winzige Wellen, die sich kreisförmig ausbreiteten. „Was… was ist das?“ fragte Finn, seine Stimme leise und von Neugier durchzogen.
„Vielleicht ist es einer der Wächter“, sagte Mia leise. „Frau Alva hat gesagt, dass sie manchmal auftauchen, um den See zu beschützen.“
„Oder es ist etwas anderes“, murmelte Lukas und trat vorsichtig näher ans Ufer. „Ich wette, das hat etwas mit den Symbolen zu tun, die wir im Arnkielpark gefunden haben.“
„Wir sollten es genauer anschauen“, schlug Finn vor und zog seine Kamera hervor. „Vielleicht können wir es festhalten.“ Er richtete die Linse auf das Licht und drückte den Auslöser, doch als der Blitz aufleuchtete, flackerte das Licht kurz intensiver, bevor es mit einem Mal verschwand.
„Es hat Angst vor dem Licht!“ sagte Lea, die erschrocken zurückwich. „Vielleicht haben wir es verärgert.“
„Oder es will nicht entdeckt werden“, sagte Mia. „Das Licht hat uns etwas zu sagen – wir müssen herausfinden, was.“
Die Kinder blieben noch eine Weile am Ufer stehen, doch das Licht tauchte nicht wieder auf. Stattdessen bemerkten sie etwas anderes: In der Nähe des Ufers, wo das Licht zuvor geschwebt hatte, war das Wasser ungewöhnlich ruhig. „Es sieht fast aus, als wäre dort etwas direkt unter der Oberfläche“, sagte Lukas und deutete auf die Stelle.
„Meint ihr, wir sollten… reinschauen?“ fragte Finn zögernd.
Lea schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt. Es wird dunkel, und wir wissen nicht, was da unten ist. Wir sollten zurückgehen und einen Plan machen.“
„Vielleicht sollten wir Frau Lund in der Akademie fragen,“ schlug Mia vor. „Sie könnte wissen, was das Licht bedeutet. Wenn jemand eine Verbindung zwischen den Symbolen und dem See herstellen kann, dann sie.“
Die Gruppe einigte sich darauf, am nächsten Tag zur Akademie Sankelmark zu gehen. Sie packten ihre Sachen zusammen und warfen einen letzten Blick auf die Stelle, an der das Licht erschienen war. Obwohl es verschwunden war, hatten sie das Gefühl, dass sie beobachtet wurden.
Auf dem Weg zurück ins Dorf führte sie ihr Weg am „Kiek In“ vorbei. Es war dunkel, doch im Inneren des Cafés brannte noch Licht. Frau Alva war vermutlich dabei, die Tische zu putzen oder die letzten Gäste zu verabschieden. Die Kinder warfen sich Blicke zu, doch keiner sagte etwas. Der Gedanke, Frau Alva von dem Licht zu erzählen, schien gleichzeitig naheliegend und doch irgendwie abschreckend. Sie entschieden, es zunächst für sich zu behalten.
Im Dorf angekommen, verabschiedeten sie sich voneinander. Jedes von ihnen ging nach Hause, doch keiner konnte den Gedanken an das Licht ganz loslassen. Mia dachte an Frau Lund und die Bücher in der Akademie, die vielleicht Antworten bereithielten. Finn plante bereits, am nächsten Tag besser vorbereitet zu sein, mit mehr Ausrüstung und einer besseren Kamera. Lukas hingegen war sich sicher, dass das Licht sie zu etwas führen wollte – zu etwas, das nur darauf wartete, entdeckt zu werden.
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