Episode 8: Das verborgene Zimmer
Die Nacht hatte das Hotel „Seeblick“ in eine fast unheimliche Stille gehüllt. Der Mond schien durch die Fenster, und die Schatten der alten Bäume vor dem Gebäude bewegten sich leise im Wind. Lukas, Mia, Finn und Lea hatten sich nach ihrer Rückkehr von der Akademie Sankelmark darauf geeinigt, das Hotel selbst genauer zu durchsuchen. Die Karte und die Zeichnung, die Lukas in der Akademie gesehen hatte, ließen sie vermuten, dass es hier etwas gab, das sie übersehen hatten.
Alle bisher veröffentlichen Episoden
- Episode 13: Verborgene Wahrheiten im Hotel
- Episode 12: Das Tagebuch des Fremden
- Episode 11: Die Spur im Nebel
- Was bisher geschah rund um den Sankelmarker See: Die Reise ins Unbekannte
- Episode 10: Der erste markierte Punkt
- Episode 9: Annas Sorgen und neue Pläne
- Tauche ein in die Geheimnisse des Sankelmarker Sees – per WhatsApp!
- Episode 8: Das verborgene Zimmer
- Episode 7: Die Akademie Sankelmark
- Episode 6: Die Lichter auf dem See
- Episode 5: Die Gravuren im Nebel
- Episode 4: Das verlorene Boot
- Episode 3: Symbole im Arnkielpark
- Episode 2: Das Kiek In und die ersten Geschichten
- Episode 1: Annas Neuanfang
- Das Bullauge der Zeit
„Es gibt so viele Räume in diesem Hotel, die wir noch nie betreten haben“, flüsterte Lukas, während die Gruppe mit Taschenlampen durch die Flure schlich. Die alten Holzdielen knarrten unter ihren Füßen, und jede Tür, an der sie vorbeikamen, schien eine eigene Geschichte zu erzählen.
„Meinst du wirklich, dass wir hier etwas finden?“ fragte Finn skeptisch, obwohl auch er zugeben musste, dass der Gedanke aufregend war.
„Wenn das Hotel früher so wichtig war, wie die Skizze es zeigt, dann könnte es hier Hinweise geben“, sagte Mia. „Wir müssen nur wissen, wo wir suchen müssen.“
„Ich wette, es gibt geheime Räume“, sagte Lea leise und hielt ihre Taschenlampe hoch. „Solche Orte haben immer geheime Räume.“
Die Kinder gingen tiefer in das Hotel, in einen Teil, der seit Jahren nicht genutzt worden war. Die Luft war kühl und roch nach Staub und altem Holz. Die Wände waren mit verblassten Tapeten bedeckt, und einige der Türen waren verschlossen. Doch als sie an einer besonders massiven Tür ankamen, bemerkte Mia etwas Merkwürdiges.
„Seht mal hier“, sagte sie und leuchtete auf die Wand neben der Tür. Dort war ein kleines Symbol eingeritzt, ähnlich wie das, das sie im Arnkielpark gesehen hatten. „Das ist genau wie auf der Karte!“
„Das muss es sein“, sagte Lukas und drückte gegen die Tür. Doch sie war fest verschlossen.
„Wir brauchen einen Schlüssel“, sagte Finn und begann, die Umgebung abzusuchen. In einem alten Schrank neben der Tür fand er tatsächlich ein Bündel alter Schlüssel. „Einer von denen muss passen.“
Nach einigem Probieren klickte das Schloss, und die Tür öffnete sich mit einem leisen Knarren. Dahinter lag ein kleiner Raum, der offenbar seit Jahrzehnten nicht betreten worden war. Staub lag in dicken Schichten auf den Möbeln, und die Luft war schwer. Doch in der Mitte des Raumes stand eine große Truhe, die mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert war.
„Was glaubt ihr, was da drin ist?“ fragte Lea aufgeregt.
„Nur eine Möglichkeit, das herauszufinden“, sagte Lukas, der bereits nach einem Werkzeug suchte, um das Schloss zu öffnen. Mit etwas Mühe und viel Geduld gelang es ihnen schließlich, die Truhe zu öffnen.
In der Truhe lagen alte Dokumente, Bücher und ein seltsames Metallobjekt, das wie eine Glocke geformt war, aber viel kleiner. „Das ist keine normale Glocke“, sagte Mia, während sie es vorsichtig in die Hände nahm. „Es sieht aus, als hätte es eine symbolische Bedeutung.“
Finn blätterte durch die Dokumente und hielt ein vergilbtes Blatt Papier hoch. „Hier steht etwas über ein Ritual. Es sagt, dass die Glocke benutzt wurde, um den See zu schützen.“
„Das passt zu dem, was Frau Lund gesagt hat“, sagte Lukas. „Die Wächter und das Gleichgewicht… vielleicht wurde diese Glocke benutzt, um das Gleichgewicht zu bewahren.“
„Aber warum wurde sie hier versteckt?“ fragte Lea.
„Vielleicht, weil jemand nicht wollte, dass sie gefunden wird“, sagte Mia nachdenklich. „Oder weil sie eine Gefahr darstellt, wenn sie in die falschen Hände gerät.“
Die Kinder beschlossen, die Dokumente und die Glocke zurück in die Lobby zu bringen, um sie genauer zu untersuchen. Während sie den Raum verließen, bemerkten sie, dass das Symbol auf der Tür leicht zu leuchten begann. „Das war vorher nicht so“, sagte Finn erschrocken.
„Vielleicht hat es etwas mit der Glocke zu tun“, sagte Lukas. „Was, wenn wir etwas ausgelöst haben?“
„Wir müssen vorsichtig sein“, sagte Mia, während sie die Glocke festhielt. „Das hier ist mehr, als wir gedacht haben. Aber es könnte uns helfen, die Wahrheit über den See herauszufinden.“
Zurück in der Lobby breiteten die Kinder die Dokumente aus und begannen, sie zu lesen. Die meisten Texte waren in einer alten Schrift verfasst, doch einige Passagen waren klar: „Der See bewahrt das Gleichgewicht. Störe es nicht, oder die Wächter werden dich finden.“
„Das klingt wie eine Warnung“, sagte Finn und lehnte sich zurück. „Aber was bedeutet das für uns?“
„Vielleicht, dass wir die Glocke benutzen müssen, um etwas zu verhindern“, sagte Mia. „Oder um etwas wiederherzustellen.“
„Was auch immer es ist, wir müssen herausfinden, wie die Glocke funktioniert“, sagte Lukas. „Und was sie mit den Symbolen und der Karte zu tun hat.“
Die Kinder waren sich einig. Ihr nächster Schritt würde sie zu einem der markierten Orte auf der Karte führen. Doch sie konnten das Gefühl nicht abschütteln, dass sie beobachtet wurden – vom See, vom Hotel und vielleicht von etwas, das älter und mächtiger war, als sie sich vorstellen konnten.
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