Episode 9: Annas Sorgen und neue Pläne
Die Nachmittagssonne tauchte das Hotel „Seeblick“ in ein warmes, goldenes Licht. Anna stand auf der Veranda und hielt ein Tablett mit zwei Tassen Kaffee in der Hand. Sie warf einen Blick auf den Sankelmarker See, der in der Ferne ruhig und still dalag. Es war einer der seltenen Momente, in denen sie innehalten konnte, doch ihre Gedanken waren weit davon entfernt, ruhig zu sein. Das Hotel war in den letzten Wochen lebendiger geworden.
Alle bisher veröffentlichen Episoden
- Episode 13: Verborgene Wahrheiten im Hotel
- Episode 12: Das Tagebuch des Fremden
- Episode 11: Die Spur im Nebel
- Was bisher geschah rund um den Sankelmarker See: Die Reise ins Unbekannte
- Episode 10: Der erste markierte Punkt
- Episode 9: Annas Sorgen und neue Pläne
- Tauche ein in die Geheimnisse des Sankelmarker Sees – per WhatsApp!
- Episode 8: Das verborgene Zimmer
- Episode 7: Die Akademie Sankelmark
- Episode 6: Die Lichter auf dem See
- Episode 5: Die Gravuren im Nebel
- Episode 4: Das verlorene Boot
- Episode 3: Symbole im Arnkielpark
- Episode 2: Das Kiek In und die ersten Geschichten
- Episode 1: Annas Neuanfang
- Das Bullauge der Zeit
Einige Gäste hatten sich eingebucht, meist Wanderer und Geschichtsliebhaber, die von den Erzählungen über den See angezogen wurden. Doch trotz dieser kleinen Erfolge war Anna sich bewusst, wie viel Arbeit noch vor ihr lag. Das Dach musste repariert werden, einige Zimmer waren immer noch unbenutzbar, und die Küche brauchte dringend neue Geräte. „Du kannst das schaffen“, murmelte sie zu sich selbst, während sie das Tablett auf einem der kleinen Tische auf der Veranda abstellte. Doch ein Teil von ihr fragte sich, ob sie wirklich alles alleine bewältigen konnte.
Während Anna in Gedanken versunken war, kamen die Kinder vom See zurück. Ihre Gesichter waren vor Aufregung gerötet, und sie sprachen durcheinander. „Anna, du glaubst nicht, was wir gefunden haben!“ rief Mia, als sie die Veranda erreichte. Anna lächelte und setzte sich auf einen der Stühle. „Dann erzählt mal. Was habt ihr entdeckt?“ Die Kinder berichteten von der Glocke, den Dokumenten und der mysteriösen Warnung über das Gleichgewicht des Sees. Anna hörte aufmerksam zu, und obwohl sie nicht alle Zusammenhänge verstand, spürte sie die Bedeutung dessen, was die Kinder entdeckt hatten.
„Das klingt nach einer großen Sache“, sagte sie, als die Kinder geendet hatten. „Ihr müsst vorsichtig sein. Wenn die Geschichten über den See wahr sind, gibt es vielleicht Dinge, die besser unberührt bleiben.“
„Aber was, wenn wir helfen können?“ fragte Lukas. „Was, wenn wir etwas finden, das wichtig für den See ist?“
Anna nickte langsam. „Vielleicht habt ihr recht. Aber verspricht mir, dass ihr vorsichtig seid und niemandem etwas davon erzählt, dem ihr nicht vertraut.“
Später an diesem Abend, als die Kinder sich auf den Weg ins Dorf machten, um im „Kiek In“ einen heißen Kakao zu trinken, blieb Anna allein zurück. Sie betrachtete die alten Mauern des Hotels und spürte eine Mischung aus Stolz und Sorge. Sie liebte diesen Ort, doch die Verantwortung lastete schwer auf ihren Schultern. In ihrem Büro öffnete sie eine alte Schublade, in der sie einige Unterlagen des Hotels aufbewahrte. Zwischen Rechnungen und Notizen fand sie ein altes Gästebuch.
Sie blätterte durch die vergilbten Seiten und blieb an einem Eintrag aus dem Jahr 1968 hängen: „Danke für die Gastfreundschaft. Der See und seine Geheimnisse werden mich für immer begleiten.“ Anna runzelte die Stirn. Was hatte der Gast wohl gemeint? Gab es etwas, das das Hotel mit den Geheimnissen des Sees verband?
Die Kinder kehrten später am Abend ins Hotel zurück, voller Pläne für den nächsten Tag. Sie hatten beschlossen, sich auf den Weg zu einem der markierten Punkte auf der Karte zu machen, der direkt am Seeufer lag. Lukas hatte eine neue Taschenlampe organisiert, und Finn hatte sich Notizbücher und Stifte besorgt, um alles zu dokumentieren.
„Wir sollten früh los“, sagte Mia, als sie ihre Sachen vorbereiteten. „Wenn wir etwas finden, brauchen wir genug Zeit, um es zu untersuchen.“
Anna hörte ihnen zu, während sie sich eine Tasse Tee machte. Sie bewunderte ihre Energie und ihren Mut, doch sie machte sich auch Sorgen. „Versprecht mir, dass ihr mir Bescheid gebt, wenn etwas Seltsames passiert“, sagte sie schließlich. „Das machen wir, Anna“, sagte Lukas. „Und vielleicht finden wir etwas, das dem Hotel helfen kann.“ Anna lächelte. „Das wäre wunderbar. Aber vergesst nicht, dass manche Geheimnisse besser unberührt bleiben.“
Als die Kinder in ihre Zimmer gingen, blieb Anna noch eine Weile wach. Sie saß auf der Veranda, den Blick auf den See gerichtet, der im Mondlicht schimmerte. Sie fragte sich, welche Rolle das Hotel in den Geheimnissen des Sees spielte und ob die Antworten, die die Kinder suchten, auch ihr helfen könnten, den Ort, den sie so sehr liebte, zu retten.
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