Die Morgensonne kämpfte vergeblich, den dichten Nebel zu durchdringen, der über dem Sankelmarker See hing. Es war, als hätte der See selbst beschlossen, sich zu verhüllen, um seine Geheimnisse zu schützen. Lukas, Mia, Finn und Lea standen am Ufer und betrachteten die Szene mit gemischten Gefühlen – Neugier, Nervosität und Entschlossenheit.

„Der nächste Punkt liegt irgendwo hier draußen“, sagte Mia, während sie die Karte ausrollte. „Er ist mitten im See. Wenn wir ihn untersuchen wollen, brauchen wir ein Boot.“

„Glücklicherweise gibt es im Bootshaus noch eins“, sagte Lukas und deutete auf das alte, wettergegerbte Gebäude in der Nähe des Hotels. „Es ist vielleicht nicht in bestem Zustand, aber es sollte reichen.“

Finn sah skeptisch aus. „Hoffen wir, dass es uns nicht im Stich lässt. Dieser Nebel macht die Sache schon gruselig genug.“

„Gruselig, aber auch spannend“, sagte Lea mit einem Lächeln. „Lasst uns loslegen.“

Die Kinder holten das kleine Holzboot aus dem Bootshaus, überprüften die Ruder und stellten sicher, dass es noch schwimmtauglich war. Dann schoben sie es vorsichtig ins Wasser und kletterten hinein. Der Nebel verschluckte fast sofort die Geräusche des Paddelns, und bald waren sie von einer fast unnatürlichen Stille umgeben.

„Das fühlt sich seltsam an“, murmelte Finn, der sich unbehaglich umsah. „Als ob der See uns beobachtet.“

„Vielleicht tut er das auch“, sagte Lea. „Wenn die Wächter wirklich existieren, könnten sie genau jetzt hier sein.“

Mia konzentrierte sich auf die Karte und verglich die Umgebung mit den Markierungen. „Wir sind nah dran“, sagte sie schließlich. „Es müsste direkt unter uns sein.“

Lukas ließ sein Paddel ins Wasser gleiten und hielt das Boot an. Die Kinder lehnten sich über die Seiten und blickten in die dunklen Tiefen des Sees. „Ich kann nichts erkennen“, sagte Finn und kniff die Augen zusammen.

„Warte“, sagte Lea plötzlich. „Da unten – seht ihr das?“

Die Kinder starrten angestrengt ins Wasser, und tatsächlich – unter der Wasseroberfläche war die schemenhafte Kontur einer Struktur zu sehen. Es war ein großer Stein, der flach auf dem Seegrund lag, und auf seiner Oberfläche schienen Symbole eingraviert zu sein.

„Das sieht aus wie ein Altar“, flüsterte Mia. „Vielleicht wurde er für Rituale benutzt.“

„Das passt zu den Dokumenten aus der Hütte“, sagte Lukas. „Der See war ein heiliger Ort. Vielleicht haben sie hier versucht, das Gleichgewicht zu bewahren.“

„Aber warum unter Wasser?“ fragte Finn. „Was, wenn es absichtlich versenkt wurde?“

„Vielleicht, um es zu schützen“, sagte Lea. „Oder um es zu verstecken.“

Während die Kinder das Wasser absuchten, bemerkte Lukas etwas Seltsames. Kleine Wellen bildeten sich um das Boot, obwohl es keinen Wind gab. „Spürt ihr das?“ fragte er leise. „Es fühlt sich an, als würde sich etwas bewegen.“

„Was, wenn es die Wächter sind?“ flüsterte Mia. „Vielleicht beobachten sie uns.“

„Oder sie wollen, dass wir gehen“, sagte Finn und rückte nervös auf seinem Platz hin und her.

Die Kinder beschlossen, keine Risiken einzugehen. Sie markierten den Punkt auf der Karte und nahmen sich vor, später zurückzukehren, vielleicht mit mehr Ausrüstung oder einem Erwachsenen, der ihnen helfen konnte. Doch als sie das Boot zurück zum Ufer ruderten, konnten sie das Gefühl nicht abschütteln, dass der See sie beobachtete, dass etwas Altes und Mächtiges unter der Oberfläche lauerte.

Zurück am Ufer sahen sie Anna, die auf der Veranda des Hotels stand und sie besorgt beobachtete. „Habt ihr etwas gefunden?“ fragte sie, als sie näher kamen.

„Etwas Seltsames“, sagte Mia und erzählte von der Struktur unter Wasser und den Wellen, die plötzlich aufgetaucht waren.

Anna runzelte die Stirn. „Das klingt, als wäre der See mehr als nur ein Ort. Vielleicht ist er wirklich lebendig, wie die Legenden sagen.“

„Dann müssen wir herausfinden, was er bewacht“, sagte Lukas entschlossen. „Und ob die Glocke damit zu tun hat.“

„Passt auf euch auf“, sagte Anna. „Wenn der See wirklich lebendig ist, will er vielleicht nicht, dass ihr seine Geheimnisse entdeckt.“

Die Kinder tauschten einen Blick aus. Der See hatte ihnen seine Spuren gezeigt, doch sie waren sich bewusst, dass jedes Geheimnis, das sie lüfteten, neue Fragen aufwarf.