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Episode 15: Ein lebhafter Tag im „Seeblick“

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Die Nachmittagssonne tauchte das Hotel „Seeblick“ in ein warmes, goldenes Licht, das durch die großen Fenster der Lobby fiel und die Holzverkleidungen in einem einladenden Glanz erstrahlen ließ. Anna hatte kaum einen Moment für sich, denn heute war einer der lebendigsten Tage, die sie seit der Übernahme des Hotels erlebt hatte. Neue Gäste kamen an, während andere sich auf den Weg machten, die Umgebung zu erkunden. Wanderer, Familien und ein älteres Ehepaar füllten das Hotel mit einer Atmosphäre, die gleichzeitig geschäftig und gemütlich war.

„Frau Anna, haben Sie vielleicht einen Tipp für eine gute Wanderroute?“ fragte ein älterer Herr namens Kruse, der gerade an der Rezeption eingecheckt hatte. Er trug eine schicke Wanderjacke und hielt eine detaillierte Karte der Region in der Hand.

„Natürlich, Herr Kruse,“ antwortete Anna mit einem freundlichen Lächeln. „Wenn Sie die Ruhe des Sees genießen möchten, empfehle ich den Pfad, der am Bootshaus beginnt. Er führt direkt am Wasser entlang und bietet wundervolle Ausblicke. Außerdem kommen Sie am Arnkielpark vorbei – ein historischer Ort, den Sie nicht verpassen sollten.“

Herr Kruse nickte dankbar. „Das klingt genau nach dem, was ich gesucht habe. Vielen Dank!“

Anna lächelte ihm nach und warf einen kurzen Blick auf die Kinder, die in einer Ecke der Lobby an einem großen Holztisch saßen. Vor ihnen lagen die Karte, das Tagebuch von Jakob Petersen und die kleine Glocke, die sie in der alten Hütte gefunden hatten. Während die Gäste um sie herum ein- und ausgingen, waren die vier in eine angeregte Diskussion vertieft.

„Wenn wir die Markierung auf der Karte richtig deuten, ist der nächste Punkt hier,“ sagte Mia und zeigte auf einen Bereich, der nahe des Dorfes lag.

„Das ist fast direkt beim ‚Kiek In‘,“ stellte Lea fest. „Wenn jemand etwas darüber weiß, dann Frau Alva.“

„Das klingt nach einem Plan,“ sagte Lukas. „Aber wir müssen aufpassen, wie viel wir ihr erzählen. Wir können nicht riskieren, dass jemand von der Glocke erfährt.“

„Frau Alva können wir vertrauen,“ entgegnete Mia. „Sie kennt das Dorf besser als jeder andere. Außerdem liebt sie den See genauso wie wir.“

Während die Kinder ihre Pläne schmiedeten, betrat eine junge Familie mit drei kleinen Kindern die Lobby. Die Eltern sahen müde, aber zufrieden aus, und die Kinder liefen neugierig durch den Raum, ihre Augen auf die hohen Decken und die dekorativen Lampen gerichtet. „Das ist ja riesig!“ rief der Älteste, und Anna konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Willkommen im ‚Seeblick‘,“ sagte sie und trat hinter dem Tresen hervor, um der Familie ihre Schlüssel zu überreichen. „Ihr Zimmer ist auf der zweiten Etage mit Blick auf den See. Ich hoffe, Sie werden Ihren Aufenthalt genießen. Wenn Sie Fragen haben oder etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen.“

Die Familie bedankte sich herzlich, und Anna sah ihnen nach, wie sie die breite Treppe hinaufgingen. Es war dieser Moment, in dem sie spürte, dass das Hotel wieder lebte. Die Energie, die durch die Gäste und die Aktivitäten zurückkehrte, erfüllte sie mit einer Mischung aus Stolz und Erleichterung. Doch sie wusste auch, dass die Arbeit nie aufhörte.

„Es läuft gut, oder?“ fragte Finn, der Anna von seinem Platz am Tisch aus beobachtet hatte.

„Ja, das tut es,“ antwortete Anna und kam zu den Kindern hinüber. „Aber es ist auch anstrengend. Manchmal frage ich mich, wie lange ich das noch alleine schaffen kann.“

„Vielleicht können wir helfen,“ sagte Lukas mit einem schelmischen Grinsen. „Immerhin sind wir ziemlich gut darin, Sachen zu entdecken.“

„Das stimmt,“ sagte Anna lachend. „Aber eure Entdeckungen sind nicht immer entspannend. Wie läuft es mit der Karte?“

Mia zeigte auf die Markierung in der Nähe des „Kiek In“. „Wir denken, dass dort etwas ist. Vielleicht wissen die Dorfbewohner mehr darüber.“

„Das klingt nach einem guten Plan,“ sagte Anna. „Aber seid vorsichtig. Wenn ihr etwas findet, das mit den Wächtern zu tun hat, solltet ihr zuerst mit mir sprechen.“

Die Kinder nickten, und Anna war zufrieden, dass sie trotz ihrer Abenteuerlust immer noch auf sie hörten. Während sie ihre Sachen zusammenpackten und sich auf den Weg zum „Kiek In“ machten, beobachtete Anna sie nachdenklich. Sie bewunderte ihre Neugier und Entschlossenheit, doch ein Teil von ihr machte sich Sorgen. Was, wenn sie etwas entdeckten, das sie nicht kontrollieren konnten?

Nach ein paar Minuten kehrte sie an die Rezeption zurück, wo eine weitere Familie auf sie wartete. „Frau Anna, gibt es einen Ort, an dem wir heute Abend essen können?“ fragte die Mutter.

„Im Dorf gibt es einige gemütliche Restaurants, aber wenn Sie Lust auf etwas Einfaches haben, kann ich Ihnen gerne ein paar Sandwiches oder eine Suppe vorbereiten,“ bot Anna an.

Die Mutter war begeistert. „Das wäre perfekt. Vielen Dank!“

Als Anna in die Küche ging, fühlte sie sich erfüllt. Das Hotel war nicht nur ein Ort zum Übernachten – es war ein Zuhause für Geschichten, Geheimnisse und Gemeinschaft. Doch die Erinnerungen an die Glocke und die Markierungen auf der Karte ließen sie nicht los. Vielleicht hatte das Hotel tatsächlich eine tiefere Verbindung zum See, und sie war entschlossen, dieser Verbindung nachzugehen.

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